Ein letzter Blick aus meinem Hotel-Zimmer in Clermont-Ferrand.
Es hat nachts geregnet, die Straßen sind nass. Kein Verkehr. Feiertag. Tag der Arbeit.
Es regnet den ganzen Tag! Mal mehr, mal weniger. Und dennoch war die Fahrt ein Vergnügen. (Bis auf das Stück autobahnähnlicher Strasse von Bordeaux bis San Sebastian.)
GARMIN, mein Navi, hat mein Leben fest im Griff. Ich wollte eine ganz andere Strecke fahren. Aber er macht, was ER will. Vermutlich habe ich doch noch ein Umgangs-Problem. Aber er hat mich bis vor Bordeaux gut geführt. Das tut er immer dann, wenn ich mich verfahren habe. Weil ich ihm ja das Umkehr als Lösung verboten habe. Und dann kennt er nix: Kleinste Sträßchen, noch kleinere - aber immer den kürzesten Weg. Und über die Straßenqualität sagt er auch nix. Das merkt man dann.
Also von der Auverne ins Limousin und durch das Perigord. Traumhaft! Trotz Regen und Fahrt durch die Wolken. Und mir ist klar geworden: Das begreift keiner, der nicht von Motorrad- und Reiseleidenschaft gleichermaßen besessen ist. Und zumuten möchte ich das auch niemandem, auch nicht meinem Freund Karl-Heinz, zumuten: In zwei Tagen 1.500 km und dabei nahezu 18 Stunden auf dem gleichen Hintern - das ist nicht normal. Das geht wohl wirklich nur allein.
Selbstgespräche unterm Helm und seltsame Gefühlen die entstehen, wenn man - stehts gewöhnt von Menschen umgeben zu sein, in Beruf und Familie, mit denen man eigentlich ununterbrochen kommuniziert - stunden- und tagelang auf sich selbst zurück geworfen ist.
Übrigens: am meisten geregnet - richtig gegossen - hat es, als ich in San Sebastian am Hotel Maria Christina unter den Baldachin fuhr. Zwei Livrierte stürzten sich pflichtgemäß und in Erwartung des Trinkgeldes auf mich. Ein piekfeines Hotel (5 Sterne!) hatte mir GARMIN vorgegeben und der Regen überzeugte mich:
In den sündhaft teuren Apfel wird jetzt gebissen!
Kennst Du die Werbung von Lancome-Creme, die die Haut so glatt macht, dass der jungen Lady, die gerade die teppichbelegte Marmortreppe in die Empfangshalle herabgeschwebt war, das taubengraue Seidenkleid vor der Reception von den Schultern zu Boden gleitet und sie nackt da steht? Und keiner verliert die Contenance?
So wie sie kam ich mir vor, als ich in einem eben so vornehmen Hotel vor der Reception stand und nach einem Zimmer fragte. Nur nicht nackt, sondern triefend.
Sie hatten eins, es kostet (festhalten!!!) 183 €uro die Nacht ohne Frühstück. Da habe ich gleich zwei Nächte genommen und die erste in einem riesigen Bett mit 5 Kopfkissen wunderbar geschlafen!
Nicht, ohne mich zuvor mit ein paarTapas an der Theke der Kneipe gut eingestimmt zu haben, in deren Comedor ich dann letztlich auch meine Cena zu mir genommen habe.
Mein Menu
Dazu eine vorzügliche Flasche Rotwein: VALDEYALA Rioja CRIANZA 1998
Und jetzt, wo ich das in der Hall in einem weichen Sessel lümmelnd getippt habe, werde ich den zweiten Blick nach draußen riskieren und mich auf eine kleine Rundreise begeben: Die Küste entlang über Bilbao - GUGGENHEIM-Museum - und zurück.
Das Wetter ist kühl und sehr wechslhaft. Warm anziehen und rein in die Regenkluft.
Clermont - San Sebastian ( 2. Etappe: Mittwoch, 01.05.2002 - 633km/9h unterwegs) |