Tagesziel war Bastia, der Weg sollte aber ein paar Arabesken aufweisen.
Und so starteten wir nach dem Frühstück erstmal in die diametral entgegen gesetzte Richtung Süd-West, einem uns nichts sagenden Hinweis-Schild folgend, das uns am Vorabend bei der Einfahrt in den Ort aufgefallen war.
Irgendwie hatte es ein nicht zu ignorierendes Selbstbewusstsein unter allen anderen Schildern ausgestrahlt. (Oder aber weniger tiefschürfend: Es war einfach besser platziert.)
Wie dem auch sei, wir folgten dem Schild mit der Aufschrift Restonica und fuhren damit auf einem schmalen Sträßchen, das sich langsam aber stetig einem Bächlein folgend bergauf schlängelte. Kein Verkehr. Aber links unten plötzlich ein großer und durchaus belegter Campingplatz im Felsbrocken übersähten, nadelbaumbewachsenen Gelände. Wir fuhren weiter, das Sträßchen wurde 1,90 m schmal und wir freuten uns des fehlenden Gegenverkehrs, obgleich uns klar war, dass wir uns in einer Sackgasse befinden mussten.
Bei einem Halt - um was gegen die zunehmende Kühle zu tun - stolperten zwischen den Bäumen die Böschung herab vier mitgenommene, fast bejammernswerten Gestalten auf uns mit der Frage in breitestem Schwäbisch zu, wo es denn nach Corte gehe. Die 4 Schwaben hatten sich bei einer Bergwanderung verlaufen und unfreiwillig und ohne jede Vorsorge (Gepäck hatten sie keines dabei) im Wald übernachten müssen. Sie dürften heftig gefroren haben! Nun lagen noch 16 km vor ihnen.
Irgendwann ging’s nicht mehr weiter und wir befanden uns auf einem ziemlich großen Parkplatz, fast belegt und eine Karavane Wanderer zog den abgehenden Fußpfad bergan, den Chiostro (2295m) fest im Blick. Des Rätsels Lösung: Corte ist ein Zentrum für Bergwanderer (wie übrigens Korsika insgesamt wohl eine Wander-Eldorado ist.)
Zurück über Corte fuhren wir nordöstlich, um nach ca. 23km auf die D_71 nach Osten abzubiegen, die sich nach vielen Kringeleien durch die abfallenden, von Esskastanien bewachsenen Berghänge in die fruchtbare Ebene schlängelt und letztlich sozusagen direkt im weißen, sauberen Sand des ewig langen Strandes endet.
Eine traumhafte Strecke und wenn wir schon den berüchtigt gefährlichen Schweinen nicht begegnet sind: hinter jeder Kurve musste man mit sehr nervenstarken Kühen rechnen, die am kahlgefressenen Straßenrand nach Fressbaren suchten oder dort geruhsam lagerten. Ich vermute, dass sie das deshalb tun, weil sie in der Straße in steilem Gelände endlich mal was Waagerechtes finden..
In Bastia angekommen zogen wir die Nachtfähre mit Doppelkabine einer weiteren Hotelübernachtung mit Frühfähre vor. Um 23:00 Uhr legten wir ab, am nächsten Morgen um 7:00 Uhr in Nizza an. Eine bedingt erholsame Nacht lag hinter uns und das Festland hatte uns wieder...
Corte - Bastia - Nice ( 7. Etappe: Mittwoch, 10.09.2003) |