Fast habe ich den Verdacht, der einzige Gast gewesen zu sein. Zumindest was die Anzahl der Frühstücksgedecke auf eines - meines - doch sehr reduziert. Ganz anders das komplette Frühstücksmenu.
Ich hätte mir ein Duzend Eier auf den Punkt kochen können, bleibe aber bei zwei. Die köstlich schmecken, wie nur ganz selten. (Warum schmecken Frühstückseier manchmal und überraschendso herausragend köstlich? Ich glaube, dass das am Zustand der Geschmackspapillen liegt, die nicht jeden Morgen gleich konditioniert sind.)

Ich sattle mein Pferd und faher los.
Zunächst nach Dijon. Traumwetter,
wolkenloser Himmel, wunderbare Temperatur! Jetzt bin ich unterwegs! Erst durch die auslaufenden Hügel der Vogesen nach Westen. Dann eine wunderbare Strecke durch reiche Felder, blühende Wiesen, gelben Raps– gewaltige Flächen, gemessen an mittelfränkischem Kleinklein. Bis Beaune. Dort bin ich zur Mittagszeit und entscheide: GARMIN, führe mich nach Clermont-Ferrand. Er tut es auf einem traumhaften Sträßchen.

unterwegsAuf der D 974 immer entlang an einem kleinen Kanal, der wohl die Mosel mit der Loire verbindet und entlang dem Flüsschen Bourbince geführt wird – ein kleiner Kanal mit vielen, vielen Schleusen, geeignet für größere Hausboote und Menschen, die Zeit haben, unedlich viel Zeit unterwegsund das Wort Muße noch kennen und celebrieren. Und genau diese Stimmung ergreift von mir Besitz, als ich diesen Kanal immer auf gleicher Höhe, quasi auf geteertem Saumpfad von maximal 4 m Breite und Abstand von ein, zwei Metern zum Wasser entlang kurve. Traumhaft und nur einmal ganz kurz in Montceau unterbrochen von Beaune bist fastnach Roanne. Und keinVerkehr, nur der Kanal, das unterwegsSträßchen, immer wieder Angler im obligaten Unterhemd, das satte Grün der Frühlingslandschaft, die Sonne und ich. Einfach der Traum einer verlorenen Kinderwelt, die es nicht mehr geben kann und doch – da, in einem völlig vergessenen Winkel in Frankreich, da ist sie noch, diese Welt aus Märchenbüchern!

Das Mercure in F-C ist occupée, ich komme um die Ecke im Holiday Inn unter, gehe nach ausgiebiger Dusche und als Biker nicht mehr erkennbar, sehr strammen Schrittes Richtung Maitre Kanter auf der Höhe neben der Kathedrale, als mich ein junges Mädchen, das mich noch eilenderen Schrittes von hinten kommend überholt, nach dem Weg fragt. Ich kann es ihr nicht beschreiben, sie bleibt zurück, fragt zwei junge Leute.

Während sie zurückbleibt wird mir klar, dass sie mich auf Spanisch angesprochen hatte - nicht auf Französisch und als sie dabei war, mich wieder zu überholen, frage ich sie deshalb auf Spanisch, ob sie Spanierin sei. Und sie antwortet mit ziemlich gutem Deutsch: Nein, Rumänin. Sie habe ein Stipendium an der UNI C-F. Was mich wundert. Der Vater sei Professor an der UNI Bukarest und habe Verbindungen in alle Welt und so sei sie bereits in Madrid und Hamburg gewesen. Das ganze Kind man grade 23 Jahre alt, schätze ich. Auf dem Platz an der Kathedrale trennen sich unsere Wege: Sie sieht sich nach ihrer Verabredung um und ich fühle nach dieser Begegnung viel Zuversicht, quere den Platz zu Maître Cantèr zum Essen.

Menu

  • La Foie Gras Maison,
  • la Dorade royal grillee,
  • le Fromage et – comme toujours:
  • le Café–l’addition avec.

42,15 €, 2 Bier inclusive.

Am Morgen stelle ich fest: Ich habe gut geschlafen…

Etappe 2
 
Epinal - Clermont ( 2. Tag: Montag, 26.04.2004 - Etappe 2)