Erzwungener Ruhetag in Cadaquès

Guten Morgen. Es schüttet ohne Unterbrechung. Der Blick über die windgeschüttelten Piniengipfel hinweg auf das aufgebrachte Meer verliert sich in der erfolglosen Suche nach einer erkennbaren Linie der Begegnung von Himmel und Wasser. Alles grau in grau und nur die Gischt der sich am Felsen in nicht enden wollenden Variationen brechenden Wellen blitzt weiß auf.

Das Hotel liegt traumhaft über der Bucht von Cadaquès mit unverstelltem Blick in drei Richtungen: südwestlich in die steil aufragenden, saftig von Bäumen und Büschen begrünte Felsenlandschaft der Berge, nach Westen und Norden auf die geschlossene Bucht von Cadaquès mit den weißen, die Hänge hinauf kletternden Gebäuden rund um den Hafen und schließlich der freie Panorama-Blick aus dem Fenster meines Zimmers 410 auf die sich nach Osten öffnende, von Felsen beidseitig gerahmte Bucht einerseits auslaufender, andererseits steil abfallender Felsen – zerklüftet, vielgliedrig.

Die Bilder aus meinem Hotelzimmer entstehen nachmittags, als es zwischendurch vorübergehend etwas aufklart.

Was tut man an einem regnerischen Tag? Faulenzen.

D.h. konkret, dass ich genüsslich und ausgedehnt frühstücke, mich ausgiebig mit den Möglichkeiten beschäftige, meine Reise fort zu setzen, mich neugierig im weitläufigen Hotel und seinem unmittelbaren Umfeld umsehe, um mich von diesen Anstrenungen zwischendurch in der Lobby bei einem Sherry mit gesalzenen Nüssen zu erholen.

Nachmittags, nach einer angemessenen Siesta, fahre ich in das Städtchen, als der Regen eine Pause einlegt, durchstreife die Gassen, trinke ein Käffchen. Keine Touristen. Ein Riesen-Plakat lockt mich ins örtliche Dali-Museum - der Meister hat bekanntlich hier gelebt - und ich erhoffe mir Besonderes. Mich erwartet aber nur eine 'Pseudo'-Ausstellung und viele plakatierte, wortreiche Schilderungen in Catalán wodurch ich mit meinen Rudimenten an Castellano ohnehin ausgeschlossen bleibe. Zudem glänzt die Darbietung durch konsequente Abwesenheit jedes Original-Werkes des Meisters.

Zurück beim Hotel warte ich nochmal mein Maschinchen, fülle Öl nach. Mein Bike steht gegenüber dem Hotelaufgang im Schatten einiger kleiner Pinienbäumchen auf sandigem Schotter am Mäuerchen, das den etwas tiefer liegenden Tennisplatz sichert.

Es bleibt grau, aber gegen Abend hat der Dauerregen nachgelassen. Was morgen ist, wird sich zeigen. Sicherheitshalber habe ich bis Sonntag reserviert – kann aber jederzeit früher abreisen. Ich will, wenn's irgend geht, aber morgen weiter fahren.

Zunächst tröste ich mich beim Abendessen mit:

Menu

  • Gambas al Ajillo
  • Dorada plancha
  • 6 Sorten Queso Español
  • – dazu 1 (ganze) Botella vino tinto .Floresta 1999.

Nachzutragen bleibt: Ich habe bereits 2001 - zur DM-Zeit - in diesem Hotel übernachtet, im Zimmer nebenan. Ebenfalls um diese Jahreszeit. Damals - das ist 3 Jahre und die Euro-Einführung her - hat das Zimmer 12.500 Pesetas, das entsprach 144,- DM (ziemlich viel, notierte ich mir damals übrigens), also knapp 74,- €uro, gekostet. Jetzt zahle ich 108 € die Nacht. Das ist eine Preissteigerung von 46 %. Nicht schlecht, was so aus dem Euro raus zu holen ist...

Blick aus dem Hotel-Zimmer
Blick aus dem Hotel-Zimmer
Cadaques ( 5. Tag: Donnerstag, 29.04.2004)