Ich fahre noch immer mit meiner provisorischen Öleinfüll-Tapa. Da ich ja von Anbeginn überzeugt war zu wissen, wo das Original liegen muss, macht sich der Gedanke fest, einfach nochmal nach Cadaquès auszuscheren und den Schraubverschluss im Sand zu finden.
Jetzt zieht es mich nach Norden. Wetter gemischt. Das nervt langsam und zehrt an meiner Moral. Mal Regen geht OK. Aber Nässe sozusagen als ständige Begleiterin, mal aktiv von oben, mal als nasse Straßen, mal als latente Bedrohung, nee, das macht nicht unbedingt Spaß. Zumal dann nicht, wenn ein entscheidender Impuls für die Reise die Flucht vor Schmuddelwetter und der Sprung in den blühenden Frühling war...
Ich düse also Richtung Süd-Frankreich - ohne konkretes Etappenziel - über die Autobahn. Bei Figeras biege ich ab nach Cadaquès und was soll ich Sie sagen:
Ich habe tatsächlich meine Original-Tapa wieder gefunden - vom Regen leicht eingeschwämmt und daher von reinigenden Besen und Blicken nicht Suchender geschützt.
Dergestalt wieder komplett fahre ich meine Lieblingsstrecke zurück und wenn Du die Kurve als Grundelement motorradfahrerischer Lust begriffen hast verstehst Du, weshalb ich die Strecke von Cadaqès nach Colliure oder umgekehrt inzwischen sehr schätze.
Weil es Spaß machte blieb ich trotz meines nortwärts-Strebens auf der Straße,
will sagen: Weiter ohne Autobahn. Vorbei an Perpignan Großrichtung Orange.
Ich hatte Lust, wieder über Sète zu fahren, denn das Wetter schien mir gewogen.
Also Mitten duch Narbonne Richtung Béziers.
Und dann sah es plötzlich nicht mehr so friedlich aus am Himmel. Über Bezier braute sich Gewatiges zusammen und ich wollte kein Opfer sein. Heute war ich auch schon ganz schön lange im Sattel.
Also kurzerhand auf Hotelsuche in Beziers. Ich irre unter den inzwischen schwarzen Wolken, aus denen jeden Moment ein Unwetter herunterprasseln wird, wie ein aufgeschäuchtes Huhn durch die Einbahnstraßen in der verwinkelten Altstadt herum, Kopfsteinpflaster, hügelauf, hügelab und kam einfach nicht weiter. Endlich ein Hinweis auf die Ausfallstraße Richtung Montpellier.
Fluchtartig und mir einredend, dass die modernen Hotels ohnehin am Stadtrand angesiedelt sein werden, verlasse ich die Altstadt - und flüchte vor dem Regen in ein Hotel- Abenteuer der besonderen Art: Mich lockten die Leucht- Reklamen von Buffalo Grill und Formule 1. |
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Und ich lernte das Einchecken in Hotel, Zimmer und Parkplatz per Automat, denn wer außerhalb der Öffnungszeiten ankommt muss selber sehen, wo er bleibt.
Im Zimmer war das Bettgestell ausmassivem Eisen- fest im Boden verankert und selbst der Geber fürs gleichfalls festgeschraubte TV war in einer an das Bettgestell geschweißten Halterung diebstahlsicher verwahrt. Ich kam mir vor wie in einem gepflegten Gefängnis. Und wie ein Insasse fühlte ich mich auch.
Aber alles war sauber - nix zu meckern.Sich selbst reinigendes Gemeinschafts-WC und -Dusche.
Und das waren die Fakten drumrum:
Chambre 151 Code 317944 – 27 € + 3,40 € Petit Dejeuner
Ich aß im Buffalo Grill, eine Art Steakhouse für Arme oder eine Mc Donalds auf Basis Steak: Alles standardisiert für standardisierten Primitiv-Geschmack, aber durchaus OK.
Hotel und Restaurant ergänzten einander - nur gehöre ich nicht zur Zielgruppe.