Sonntag - Tag der Arbeit; die Sonne scheint. Pau ist mein Etappenziel.
Von dort - so denke ich mir - könnte ich gut auf Seitenpässen die Pyrenäen nach Spanien überwinden. Und nach 30 Jahren mal wieder den Schauer des Entsetzens spüren, das mich damals in Lourdes angesichts der bigott-kitschigen Devotionalien gepackt hatte.

unterwegsAlso gondle ich bei schönem, schleierbewölkten Sonnenwetter durch die südwestlichen Ausläufer des Massif Central entlang der Diretissima nach Pau. Hügelige, zunehmend reiche Landschaft. Die verbuschten Steineichen weichen Zedern, Kastanien, Pappeln. Statt hochaufragender Burgen mit geschlossenen Fensterläden gepflegte, lebendige Chatos und

Turmvöllig überraschend, weil auf dem flachen Land, ein eindrucksvoller Turm, der so gar nicht zu den Häuschen passte, die das Dörfchen ausmachten.

Anhalten, umsehen, knipsen.

So komme ich zu meinem Mittagessen. Denn die Dorfdurchfahrt führt zwingend unter dem überdachten Dorf- und Marktplatz hindurch. Mit Kneipe unter der Fachwerk - Arkade. Das Lokal ist voll und ich hatte Glück mit einem Platz Feines Süppchenam Rande. Die Gäste kamen erkennbar von weit her obwohl das Menu du jour nur eine Alternative anbot.

Und die Suppe vorweg war obligatorisch und gut!

Ortsdurchfahrt
Ortsdurchfahrt Ortsdurchfahrt

Weiter nach Pau. Da war ich vor 30 Jahren. Zwangsübernachtung.
Irgendwo in einem Zufallshotel in einem Neubaugebiet am Stadtrand. Mit wenig Erinnerungswert.

Irgendwie habe ich das Gefühl, mir und der Stadt eine zweite Chance schuldig zu sein.

Aber auch dieses Mal: Pau will sich mir nicht erschließen.
Liegt vielleicht auch an mir und daran, dass aufgekommener Dunst den ansonsten sicherlich fantastischen Blick auf die Pyrenäen-Kette verschleiert und das Abendessen eine vergleichsweise teure mittlere Katastrophe ist und die Unterkunft so lala.

Nein, ich gebe Pau nicht die Schuld - möglicherweise mangelt es mir an diesem Tag an der notwendigen Heiterkeit, um wenig anregende Ge- und Begebenheiten positiv zu belegen.

Untergekommen in einem *** Kyriad-Hotel bummle ich ein bisschen Altstadt und Sehenswürdigkeiten ab, trinke mein Bierchen.

Notiert habe ich mir:
Irgendwas stimmt nicht. Neben mir ein Pärchen. Jung. Einfach. Je 2 kleine Bier. 9,20 €. Das sind bitte 18 DMfür 4 kleine Bier! Einfach so, ohne event. Dagegen kann doch keiner anverdienen!

Und nach dem Abendessen die Ergänzung:
Das Beste am 350g - Entrecôte zum Preis von 23,50 €(!), bien quit, waren die Pommes. Das bestätigte, was ich im Jieper nicht wahrhaben wollte: Mal abgesehen von Spitzenrestaurants hat die französische Durchschnittsgastronomie keine Ahnung von Fleischzubereitung - ja schon vom Zuschnitt - wirklich absolut keine Ahnung.

Nein wirklich und endgültig: Nie wieder Steak in Frankreich!

Mit dieser mir längst bekannten Tatsache, die mir einfach schwer fällt zu akzeptieren, ging ich ins Bett, nicht ohne mir vorgenommen zu haben: Irgendwo in Spanien esse ich ein wundewrbares Solemillo (Filetsteak) und entschädige mich für dieses misslungene Abendessen...

Etappe 3
Pau
Pau
Cahors - Pau ( 3.Tag: Sonntag, 01.05.2005 - Etappe 3)