Als ich pünktlich zum Frühstück komme, sitzt Jürgen schon auf der Terrasse und studiert die Karten.
Nach dem Frühstück legen wir die Route fest: Ostrau - Joachimsthal - Wiesenthal - greznah durchs Erzgebirge westwärts nach Rehau - Trockau - Fränkische Schweiz.
In Joachimsthal spüren wir Jürgens Elternhaus auf. Vor dem Portal steht ein Baugestell und zwei junge Leute sind im Auftrag der Gemeinde dabei, das Sandstein-fries zu restaurieren. Wir fotografieren die Situation und Jürgens Großeltern (oder sind es die Ur-Großeltern?)
Herrliche Strecke durchs Erzgebirge. Wir treffen später auf Schwierigkeiten auf der kützesten Strecke nach Rehau südlich abzubiegen. In diesem ehemaligen Grenzdreieck BRD-DDR-Tschechien in der Abgeschiedenheit der Dörfer des Erzgebirges ist man eifrig und allenthalben dabei, das Straßennetz zu restaurieren. Immer, wenn wir südlich abbiegen wollen, ist gesperrt. Mittlerweile regnet es. Unangenehm wegen der schlechten Straßen und ebenso schlechter Sicht.
Jürgen hat kaum mehr Profil auf seinen Schlappen. Es geht schleichend voran. Der Weg wird immer länger und wir haben den Eindruck, kaum voranzukommen.
Vor Rehau wird es trocken und wir finden uns in einer Pizzeria wieder. Hervorragende Pizzen, handmade auf Bestellung. Der Sohn des Hauses, jung, sympatisch, gute Ausstrahlung, angenehme Art, betsens für den Job geeignet, bedient uns. Der Vater und Pizzabäcker kommt dazu. Weißes Unterhemd über dem satten Bauch. Dunkel behaarte Arme. Bilderbuchmäßig.
Wir sind inzwischen die letzten Gäste. Der Alte klagt in miserablem Deutsch über schlechte Geschäfte und träumt laut von einer Pizzeria im Raum Nürnberg. Jürgen entwickelt sogleich ein Konzept, organisiert den Kontakt mit einer Brauerei bei Hersbruck. Adressen werden ausgetauscht. Ich muss gelegentlich mal fragen, was daraus geworden ist.
Jetzt fährt Jürgen voraus. Er kennt sich aus, übernimmt die Funktion des Navi. Er führt uns in und durch die Fränkische Schweiz. Traumhaft. Das Wetter ist wieder bestens zum Fahren. Pause in Gössweinstein mit der überraschenden Wallfahrtskirche. Jürgen - siehe oben - checkt seine Verbindungen in die Welt, während ich verbotene Fotos in der Kirche mache (... Genehmigungen erteilt die Stiftung der .....) und erlaubte außerhalb.
Kurz vor der Autobahn trennen sich unsere Wege - er ist ums Eck zu Hause. Ich hab noch 70 km vor mir.
Schön war die Tour, kurz und intensiv. Das Sudetenland ist eine Reise wert und ich bin sicher, mich nicht das letzte Mal dort umgesehen zu haben. Ich denke unsere Kurztour war ein Einstieg.