Ein Hotel im Zentrum von Firenze zu finden war nicht einfach. Irgendein Kongress und schrecklich viele Touristen. Man hat den Eindruck, die Welt besteht nur noch aus Leuten, die nichts tun aber Geld haben, um ständig in der Welt rum zu reisen: Junge, Alte, Mittelalte, Informierte und solche, die sich drum bemühen oder vom Reiseveranstalter von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit um die Welt gekarrt werden, um sich vor irgendwelchen historischen Denkmälern, Brunnen, Bronzeschweinen oder was auch immer gegenseitig zu fotografieren. |
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Hotelsuche von oben.
Was man nicht sieht ist der um uns herum wuselnde Verkehr... |
Damit man zuhause was erzählen kann. .
Ein stressiger Fahrtag trotz nur 291 km, weil wir von Autobahnfahrerei die Schnauze voll hatten. Und in der Po-Ebene, durch die man einfach durch muss, herrscht allenthalben und überall reger Verkehr, dicht durchsetzt von Lieferwagen und Schwerlastern und man hat den Eindruck einer seeeeehhhhhr beschäftigten (oder nur geschäftigen?) Bevölkerung. Egal, welches vermeintliche Nebensträßchen man in der Hoffnung auf freie Fahrt auch gewählt hat. Wenn das Gewusel von Effizienz begleitet würde, könnte einem Angst und Bange werden angesichts solcherart frei gesetzter Energiemengen. |
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So fuhren wir Hauptrichtung Bologna, quälten uns östlich weiträumig um die Stadt herum, um hinter Imola südlich abzubiegen, und über einen kleinen Nebenstraßenpass den Appennin zu queren und im Zentrum von Firenze zu landen. Die Querung des Appennin hat Fahrspaß gebracht. Wurde auch Zeit nach der öden und stressigen Poebene. |
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Ein beeindruckender Bummel durch die Altstadt mit Dom, Piazza Signoria, Ponte Vecchio (leider schon geschlossenen Läden), über viele der anderen sehenswerten Plätze. Quirlige Altstadt bei aufkommender Dämmerung mit unendlich vielen jungen Leuten und hunderten von meist schwarzhäutigen Straßenhändlern mit Prada- und Gucci-Falsifikaten auf Plastikplanen und Pappkarton-Kulissen dargeboten, die mit 2 Handgriffen geschlossen, unter den Arm geklemmt die Flucht vor den Karabinieri ermöglichen.
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Eine Bereitschaft, die uns nicht nötig erschien, denn die waren ebenfalls allenthalben präsent, schmückten chique und repräsentativ das Straßenbild, ergänzten die historische Kulisse und schienen für niemanden wirklich gefährlich - jedenfalls nicht für den wegen der Falsifikate verbotenen Straßenhandel.
Uns ist inzwischen ohnehin klar, dass Italiener sehr situationsbezogen leben, sich einen Scheiß um Regeln und staatliche Obrigkeit scheren - schlichtweg:
Ein unregierbares Volk und daher äußerst sympathisch!! Das Verhalten im Straßenverkehr lässt sich so zusammen fassen: Vorschriften wie rote Ampeln, durchgehende weiße Linien, Abbiegeverbote, Einbahnstraßen etc. haben nur die Aufgabe, ignoriert zu werden. Wenn man mal die Grundregel verinnerlicht hat, die da lautet:
Tue immer das Gegenteil von dem, was Du sollst, dann merkt man erst, was Freiheit ist und was es bedeutet, sich an Situationen zu orientieren und eigenverantwortlich zu handeln statt nach staatlich vorgegebenen Regeln zu leben. Viva Italia!!!
Mit dieser erfreulichen Erkenntnis gehe ich jetzt ins Bett und bin sicher - trotz des anhaltenden Straßenlärms der ungebremst lautstark dem Leben Ausdruck gebender Jugend in der Gasse vor meinem Fenster im Erdgeschoss - gut zu schlafen.