Die Fähre dümpelt in samftem Wiegen westwärts Sardinien entgegen - fahrplanmäßig sollen wir um 19:45 anlegen. Hotel ist gebucht, was nach der gestrigen Erfahrung durchaus ein angenehmes Gefühl vermittelt.
Don Carlone pennt neben mir nach zwei sündhaft teure Beck's. Schon recht, denn besonders spannend ist die Überfahrt nicht - war der Tag bisher nicht, sieht man vom alle Sinne fordernden Verkehrsgewusel in Firenze ab, das dem Aufspringen auf die Autobahn voraus ging.
Ganz sicher nichts für Führerschein-Neulinge vom Lande. Wenn man einmal die Lebensregel begriffen hat, die das Verkehrsgewusel steuert, findet man rasch Spaß an den über Bord geworfenen Verkehrsregeln classico. Basis lautet: Schätze die Situation ein, sei frech, wurschtel Dich durch aber achte dabei auf alle Anderen um Dich herum, die auch nicht an- oder umgefahren werden möchten. So geht es kreuz und quer und gegen den Strich und keine Lücke ist klein genug, als dass nicht noch eines der unendlich vielen Zweiradgefährte passte, denn sie sind es, die umherschwirren, nicht Hornissen, wie man meinen könnte.
Einmal auf der Autobahn - wir wollten rechtzeitig da sein, d.h. wenigestens 2 Stunden vor Abfahrt der Fähre, denn wir hatten nicht gebucht - und nützten die A1 bis Orvieto, um uns die letzten ca. 100 km über Montefiascone und Viterbo auf Landstraßen nach Civitaveccio durchzuschlagen.
Alles gelungen, wir nähern uns dem eigentlichen Ziel der Reise, Sardinien, vom beruhigenden Brummen der Schiffsmotoren begleitet, die den hausartigen Riesen, der kaum mehr was zu tun hat mit dem, was man sich so als Schiff vorstellt, nach Westen schieben.
Es ist mal wieder 23:30 Uhr, als ich das tippe.
Wir sind angekommen, verspätet. Das Leeren der Fähre hatte leicht chaotische Züge und dauerte 1/2 Stunde und es war fast dunkel, als wir mit dem Strom der Entladenen aufs Land schwemmten und uns prompt irgendwo wieder fanden, wo wir ganz bestimmt falsch waren. Nach einigen Wirren fanden wirt dann unser Hotel und im Moment haben wir den Eindruck, dass hier auf Sardinien zumindest in unserem Hotel - die Uhren irgendwie anders ticken.
Ohne Personalausweis geht garnix - woanders genügt der Führerschein. Plüsch herrscht vor im Hotel und französische Rentner, die man hier ganz offensichtlich per Bus über die Insel gekarrt hat. Heute übernachten sie, wie wir, im **** Hotel Colonna Palace Mediteraneo und sie zahlen sicher keine 95€ pro Kopf und Nacht - wie wir - da verwette ich mein Notebook.
Aber die Zimmer sind OK, das einzige Menu zur Auswahl auch und der Wein war schon mal besser als jeder doppelt so teuere auf Korsika vor 2 Jahren.
Der morgige Tag wird uns zeigen, wo wir sind - die scherenschnittartige Kulisse der Berggipfel vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne und die Reusenfelder rechts und links der Fahrrinne in der Bucht von Olbia sind durchaus beeindruckend und viel versprechend.