Santo Domingo de la Calzada “donde canto la Gallina despues de asada”
(“wo das Huhn noch sang, nachdem es gesotten war“)
Gelungene Nacht mitten auf dem Jakobsweg - mittiger gehts garnicht. Ich glaube der ging ursprünglich durch mein Zimmer. Die Klosteranlage bot wirklich angemessenes Ambiente für einen Ruhetag.
Santo Domingo ist übrigens der einzige Ort mit 2 Paradores und das bestätigt meinen schon lange gehegten Verdacht, dass der run auf den Jakobsweg eine glänzend inszenierte Tourismuskampagne ist, denn die Paradores waren ausverkauft - nur zu Fuß war keiner Pilger unterwegs. Pilgerdasein hat heute wohl nichts mehr mit Mühsal zu tun, ist wohl eher eine Attitüde von Chickimicki. (Ausnahmen gibt es sicher, ernsthaft Suchende, aber der Event-Charakter ist unübersehbar. Der Jacobsweg ist in und ich kreuzte und begleitete ihn auf der Fahrt nach Westen und damit Richtung Santiago de Compostella - wo übrigens m.W. der einzige Parador mit * * * * * dem müden Pilger, am Ziel seiner Reise angelangt, die Möglichkeit bietet, sein Haupt den hinter ihm liegenden Strapazen entsprechend zu betten - des öfteren.)
Umfangreiches Frühstück mit 2 Spiegeleiern. Blitzblauer Himmel, Sonne pur, aber kalte Luft. Ich mache mich auf den Bummel durch das Städtchen auf der Suche nach einer Wirts-Tochter für mich. Aber Du kennst die Geschichte ja noch nicht. Hier isse, kurzgefasst:
Das habe ich nicht getan, weil ich bis heute nicht weiß, was in diesem Zusammenhang das Sepulcro ist. Ich habe auch keinen Pilger gesehen, dessen Verhalten man es hätte entnehmen können....
Tatsächlich gibt es einen Beauftragten, der dafür sorgt, dass monatlich ein neues, eigens in geheiligten Räumen gezüchtetes Hühnerpärchen in den Käfig an der Kirchenwand gesperrt wird.
Es gibt sie wirklich: Ein lebendiger weißer Hahn (Prachtexemplar!)
und eine dto. Henne in der Cathedrale. Ich habe sie gesehen und
zu fotografieren versucht.
So, jetzt weißt Du, weshalb es heißt:
Santo Domingo de la Calzada, wo das Huhn sang, obwohl es schon gesotten war....
Ansonsten hat das Städtchen die zugehörige bauliche Kulisse zu bieten, diedem Pilger hilft, sich zurück zu versetzen - dahinter gehts dann wieder weltlicher zu, wie es die spanischen Baumethoden und der
Fußboden am Tresen der
Tapa-Kneipe belegen.
Heute ein kleines Abendessen: Chipirones a la Parilla und als Postre: Tarta de Mancana.Und natürlich der Wein: 2003 Muga de Crianza, Rioja.
Die Weinkarte aller in diesem Jahr besuchten Paradores war weitgehend deckungsgleich.
Gerade dieser schöne, runde und durchaus gewichtige rote Tropfen hatte es mir angetan. Ihn gab es als "halbe Flasche", gerade recht und ich blieb dabei. Außer meinem Kreditkartenkonto hat das niemandem geschadet.