Heute wollte ich von Baiona aus sozusagen den nördlichen Zipfel von Portugal diagonal abschneiden, um mein Ziel, den Parador von Ciudad Rodrigo möglichst auf der Diretissima anzusteuern und ließ Garmin mal einen Vorschlag "ausarbeiten".
Tat er weisungsgemäß: 8 1/2 Stunden bergaufbergab-Gekringel auf Sträßchen, wie wir sie in Korsika erlebt haben. Carlos, Du entsinnst Dich der Wegestrecke, als wir den Weg nach Cortes durch eine Schleife verlängert haben? Das wäre die Streckenqualität gewesen.
Die Diretissima war - das wurde mir klar - an einem Tag praktisch nicht zu schaffen. In der Erkenntnis, dass ich mich wohl mit einem kleineren “Cross Country - Abschnitt” würde begnügen müssen, habe ich an einer passend erscheinenden Stelle einen Versuch gemacht, eine Abkürzung zu nehmen. Nach 20 km (und etwa Luftlinie 5 km von der angestrebten Einmündung auf die im Lande verlaufende Autobahn nach Süden) musste ich umkehren. Kein Durchkommen, sagten mir die Leute, nur Schotter. Nix für meine ziemlich abgefahrenen, reinen Straßenreifen. Du kannst die Strecke innerhalb der Karte der Tagesetappe zoomen.
Aber das Sträßchen bis zur Umkehr selbst - gerade gut autobreit - hatte sich gelohnt. Einfach schnukkelig entlang eines Bächleins eingegraben zwischen bergartig hohen Hügeln, von Eukalyptus bewachsen und angesichts der immerhin auf 14 Grad gestiegenen Temperatur (Ja, das Thermometer kochte nachgerade) und der Windstille kam so was wie Frühsommerstimmung auf, als ich anhielt und (ziemlich vergeblich, was die Aussage anbelangt) versuchte, die Situation im Bild fest zu halten.
Also fuhr ich erst mal Küstenstraße Richtung Porto und dann durch Porto um ca 30 km südlich dann im Rechten Winkel östlich nach Spanien abzubiegen. Kein Regen, kaum Wind und die Temperaturen kochten an der Küste wirklich anhaltend bei 14 Grad in der Sonne!!! Aber die Strecke selbst war fad - fahrerisch und landschaftlich. Pinkelpause ja, aber das war's dann schon, was zum Stop einlud.
Das Wetter blieb angenehme, aber im Landesinneren wieder merklich kühler. Man vergisst, dass man sich immer so in 600 - 800 m Höhe bewegt. Die Verbindungsstraße nach Spanien überraschte mich und Garmin gleichermaßen, der sich gelegentlich heillos in der Pampa befindlich diagnostizierte, wir uns in Wirklichkeit aber auf einer niegelnagelneuen, smarten, fast leeren Autobahn bis Grenze Spanien bewegten!
Mitten durch wüstes, steiniges Bergland mit gelegentlichen, faszinierende Weitblicken. Aber auf der Autobahn anhalten, um mal zu knipsen, das habe ich dann doch nicht gebracht. Na dann mal eine eher bildfreier Tag - auch gut so.
Als dann in der Ferne Ciudad Rodrigo von der Sonne beschienen auftauchte doch noch ein kleiner Fernschuss während der Fahrt mit unscharfem Ergebnis, das war's aber auch schon, sieht man mal von meinem Versuch ab, meine Unterkunft und ihre Annehmlichkeiten bildlich fest zu halten.
Summasummarum ein ereignisarmer aber witterungsfreundlicher Fahr-Tag, der heute in einem wunderbaren Parador und einem wunderbaren Zimmer endete - gerade dasRichtige, für denvorgesehenen Ruhetag.
Ich werde nach vorzüglichem Abendessen und einer ganzen Flasche 2003 Muga Crianza, Rioja hervorragend in meinem französischen Bett schlafen, wobei das Zimmer (101 - siehe Schlüssel) ein ausnehmend anheimelndes Ambiente, viel Charme, einen Traumblick über das Flusstal und das weite Land nach Westen aus der Fensternische, uneinsehbar, mit Tischchen und zwei Sesselchen geboten hat. Wohlfühlambiente erster Klasse und das Internet reicht ins Zimmer - 12 Stunden für 4 €, inzwischen standardmäßig angebotener Service, dem ich in allen Paradores angetroffen habe. |