Heute habe ich ziemlich viel fotographiert. Entsprechend die Bildausbeute. Ich kann sie nur teilweise in der üblichen Form einbinden.
Daher habe ich ein etwas umfangreicheres Album zum Durchblättern eingebunden. Gönn es Dir.
Das Ambiente meines Zimmers war diesmal nicht mein Traum. Natürlich alle facilities, aber großes Doppel-Zimmer mit zu kleinem Fenster für die Raumgröße. Außerdem Himmelsrichtung Nord in den Innenhof. Ziemlich düster also. Paradores sind insbesondere an Wochenenden meist ausgebucht und als ich nach einem anderen Zimmer (großes Einzelbett, Blick übers Land) fragte, erfuhr ich: Die besten Zimmer sind meist schon ein Jahr voraus gebucht!! |
Das ist insgesamt ein Schwachpunkt meiner Art des spontanen Reisens: Ich buche einen Tag voraus, bleibe meistens nur eine Nacht und kenne die Hotels nicht, kann also nur allgemeine Rahmen-Eigenschaften reservieren: Großes Bett, Nichtraucher, ruhige Lage. Die Lage im Hotel selbst ist verständlicherweise kein Reservierungs-Thema. Und da lässt sich natürlich angesichts der Kurzfristigkeit nicht immer alles erfüllen. Charme (am besten in Form von vorauseilendem Trinkgeld) ist also gelegentlich angesagt.. |
Heute habe ich mich im Parador de Siguenza herumgetrieben und bin durch den Ort gestreift. Schönes Wetter, aber ziemlich kühl. Dabei blieb es auch.
Die gewaltige mittelalterliche Festungsanlage thront auf dem höchsten Punkt des Ortes und beherbergt den Parador. Auch hier, wie in allen Paradores, die in historisch wertvoller Bausubstanz untergebracht sind, ist es gelungen, die Brücke zwischen Moderne und Mittelalter zu schlagen. Die Infrastrukturänderungen,
die unvermeidlich sind, um zeitgemäßen Hotelkomfort auf hohem Niveau zu bieten, sind sehr einfühlsam vorgenommen und an den Nahtstellen zwischen innen und außen sorgt großzügiger Einsatz von Glas für Licht und Sicht und die Abgrenzung zum beheizten öffentlichen Bereich.
Die Deko und die Möblierung unterstreichen insbesondere in den Treppenhäusern und Fluren und meist auch in den Sälen das mittelalterliche Ambiente - manchmal an der Grenze zum Kitsch - aber auch mit gekonnt eingesetzten modernen Elementen.
Kitsch ist die Brücke zum Gefühl, nicht zum Intellekt und das wird befriedigt.
Ich bin immer wieder begeistert und ziehe innerlich den Hut vor den Architekten und insbesondere Innenarchitekten. Guggst Du hier. |
Siguenza - heute am Rande des Verkehrsstroms (Madrid - Zaragossa - Lerida - Barcelona) gelegen, muss im Mittelalter bis zur Renaissance ein zumindest regional bedeutsames Machtzentrum gewesen sein, wie die vielen - übrigen sehr gut erhaltenen - Gebäude begründet vermuten lassen.
Dabei kann der Erhaltungszustand der herausragenden, vermutlich wegen ihrer bauhistorischen Bedeutung einerseits, der Magnetfunktion für den Tourismus andererseits, gut erhaltenen Zentralgebäude nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hinter den kulissenhaften Fassaden der mittelalterlichen Gassenfronten vermutlich nicht sonderlich gut leben lässt.
Mir ist wieder - übrigens wie in Frankreich auch und in Italien - klar geworden, wie positiv aus Sicht der Nachgeborenen ein alles zerstörender Krieg sein kann.
Wenn bei uns in Deutschland kleine Städte mittelalterliche Kerne haben, so glänzen die meistens auch mit der Erfüllung dheutigen Anspruchs der Nutzer an Komfort, weil sie oft völlig neu nach alten Plänen wieder errichtet wurden oder weil in der Wiederaufbau-Phase des Landes hinter den Fassaden zeitgemäße Funktionalität entstanden ist.
Um wievieles schwerer tun sich da die Länder, in denen die Zerstörung nicht stattgefunden hat und die mit der Last der Erhaltung unendlicher hitrorischer Bauvolumen geschlagen sind. Kein Wunder, dass überall der Putz bröckelt, die elektrischen Leitungen und sonstigen Infrastrukturen "mittelalterlich" anmuten und stattdessen um die Orte herum allenthalben "Gürtel der Scheußlichkeit" entstehen, in denen modernes Wohnen und Handeln stattfindet: Hühnerstall-Wohnblocks, Einkausfzentren, Gewerbeschuppen.
Dennoch lockt den Touristen die malerische Idylle,
die bei Sonnenschein die Armut übertüncht.
Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber die Vergänglichkeit manchen Tante-Emma-Ladens und man vermutet, dass sich hintem alten Holztor kein Wohlstand auftäte, wenn man es öffnete. Sie werden aussterben mit den alten Männern, die eher zur touristischen Kulisse gehören denn zur Zukunft des Landes.
Und dennoch: Hinter einer dieserTüren fand ich ein Restaurante, in dem ich einen Tisch für 21:00Uhr reserviert habe. Gut eingefühltes Ambiente, vorzügliches Essen und eine ganze Flasche roten Weines - natürlich Rioja - haben mir ein äußerst angenehmes Abendessen ermöglicht - und die alles erklärenden Erkenntnisse, die nur Alkohol ermöglicht.
Das kleine Restaurant lag in der kopfsteingeflasterten, malerischen Gasse, die vom Parador nach unten zur Plaza Espana mit Kirche und Rathaus führt und die ich dann dank des genossenen Weines heiteren Gemütes Richtung Bett bergauf wohl eher gewankt bin...