Um 9:00 en punkto fuhr ich los. In Siguenza. Mein Display war ganz nervös und blinkte mir unübersehbar zu: -1 Grad!!! Hatte ich mir schon gedacht angesichts der zugefrorenen Autoscheiben und der Eiskristalle auf meinem Sitz. Also Vorsicht angesagt.
Garmin führte mich gen Osten auf einem kleinen, kaum befahrenen Sträßchen (was Wunder am Sonntag Morgen beim Spanischen Lebens-Rhythmus), das sich auf der Hochebene wunderbar rund zwischen den Hügeln entlang schlängelte. Heute lagen über 600 km vor mir, also nicht lang gefackelt und ab auf die Schnellstraße vorbei an Zaragossa und Lerida, heute Lleida, weil man ja schließlich zu Cataluna gehört. Aapropos Cataluna: Fällt mir doch beim Überholen ein Nummernschild auf, in dem im blauen Nationalitäten-Feld nicht E für Espana steht, sondern tatsächlich CAT für Cataluna. Da wede ich morgen doch mal genauer hinschauen, ob die Separatisten tatsächlich CAT al Zugeständnis und Ausdruck ihrer Souveränität erreicht haben...
Als ich losfuhr blanker Himmel, als ich ankam Regentropfen. Dazwischen der schleichende Übergang. Häufig Warnung vor Geschwindigkeitskontrollen, bei uns Starenkästen genannt. Aber fair: Immer wird deutlich und rechtzeitig ebenso fest installiert darauf hingewiesen - wie auch in Frankreich. Geschnappt werden also tatsächlich nur die zu schnell fahrenden Penner,
Eine weitere Methode zur Besänftigung des Fahrverhaltens ist mir aufgefallen: Immer wieder mal kreisten mehrere, bis zu einem Duzend Geier über all zu engen Kurven. Da nimmt man schon mal das Gas weg.
Teilweise irre Landschaften, wüstenartige schroffe Felsabstürze, vielfarbig, changierende Erdschichten. Sehr modelliert in der schräg stehenden Sonne.
Kurz vor Zaragoza starker Wind und prompt hunderte, ungelogen h u n d e r t e von Windrädern und die Schnellstraß führte mitten hindurch. Man störte sich ja nicht: Beides macht Lärm und ist unansehnlich.
In Aiguablava bekannt gut untergekommen. Man ist "unter sich". Lauter alte Knochen, meist mit Weib, meist englischer Herkunft, Französisch angereichert. Vereinzelt Spanier und ein verirrter Deutscher: Ich. Hat aber auch was Gutes - Stil ist gewahrt.
Der Ruhetag hat keine neuen Erfahrungen, keine Erkenntnisse gebracht. Aber eine Begegnung mit einem Schweizer. Der hier an der Costa Brava ein Haus hat und seiner Frau zu Liebe gelegentlich in einen Parador fährt, damit sie auch mal frei hat von der Hausarbeit. Er hat mich angesprochen aufgrund meines Motorrads, denn der Zufall wollte es, dass er im vorigen Jahr just auch in den zwei Tagen hier war, wie ich. 80 Jahre alt - ich hätte ihm mein Alter zugestanden. Verdammt fitter Knabe.....