Wieder mal: um 9:00 en punto fuhr ich los. D. h. meine Bordanzeigen hatten noch nicht auf Sommerzeit umgestellt. Also war es 8:00 Uhr. De facto also 1 Stunde früher als sonst.
Mit der Streckenwahl habe ich bei der Abfahrt eine gute Entscheidung getroffen, als ich mich entschlossen habe - trotz der bevorstehenden Tagesetappe von 600 km - über Roses, Llancà, Portbou, Cerbère, Colliure an der Küste entlang die wohlbekannte Sahnschnitte nach Frankreich zu fahrenund erst kurz vor Perpignan auf die Autobahn. Es war traumhaft - Wetter, Strassenzustand, wenig Verkehr. Wie schon öfters gehabt und genossen.
Wenn ein Landstrich Autobahnfahrt rechtfertigt, dann die Strecke Perpignan bis Monpellier. Meernahe zu fahren bringt weder fahrerisch noch landschaftlich Spannung in's Geschehen und wenn Du mehr im Landesinneren eine Rute suchst (die nicht die Nationalstraße ist, denn dann kannste gleich auf der Autobahn bleiben) findest Du zwar mehr Spannung, kommst aber nicht voran. Also blieb mir nur die Autobahn als zumindest zügige Überbrückung der Distanz.
Dann neue Autobahn auf dem Rücken des Masif Central über die Brücke bei Millau, der höchsten Brücke der Welt. Die wolle ich mir unbedingt anschauen. Hab ich aber nicht, sodass das einzige Foto, das ich gemacht habe, dieses ist. Das habe ich aus der Hand von der fahrenden Maschine aus gemacht. Die Seitenansichten, die ich eigentlich in Natura sehen wolte, sind mir entgangen und so stammen die Aufnahmen aus dem Internet.
Der Grund: Wenn Du von Süden kommst (von Norden hat man während der Fahrt einen guten Blick) und die Brücke in ihrer imposanten Konstruktion sehen willst, musst Du eben den umständlichen und mühsamen Weg ins Tal und durch den Trubel von Millau nehmen. Also den Weg, den gerade zu vermeiden die aufwändige Brücke gebaut worden ist.
Wenn Du das nicht weißt, fährst Du - wie ich - natürlich über die Brücke, wirst Dir zu spät klar, dass Du nicht mehr umkehren kannst und zahlst auf der ansonsten durchgängig mautfreien Autobahnstrecke durchs Massif Central 6 €uro Brückenmaut für den verkürzten Weg unter gleichzeitigem Verzicht auf den Blick auf das Wunderwerk der Brückenbaukunst. Gerade wird ein eindrucksvoller Rastplatz mit Information eingerichtet - der Blick auf die Brücke von da ist aber nicht der herausragend beste und außerdem nur dann wirklich sehenswert und "photographisch nutzbar", wenn die Sonne scheint und zwar von Osten. Du solltest dann also vormittags dort sein.
In den Bergen hats mal wieder geregnet. Auf den Gipfeln lag Schnee, auch auf dem Puy der Dome, den ich aus meinem Hotel-Fenster des Mercure in Clermont-Ferrand sehe.
Ich habe das letzte Zimmer ergattert: Raucher, bei offenem Fenster laut und Doppel, nicht gerade mein Traum, aber für eine Nacht OK. Morgens habe ich - und das ist mir für den nächsten Besuch von CF gemerkt - 150 € plus Frühstück für die Nacht bezahlt und damit einen traurigen Rekord notiert: das absolut teuerste und gleichzeitig unschlagbar schlechteste Zimmer meiner Reise.
Denoch: Als ich ankomme herrliches Wetter und warm, auch wenn die Wolken bedrohlich aussehen. Das läd zum Bummeln ein und ich mache mich auf die Socken. Clermont-Ferrand hat Geld in die Hand genommen und den großen Platz mit anschließender Hauptachse "verschönt". Viel Geld! Allenthalben verkehrsberuhigt, eine moderne Straßenbahn transportiert. Ich trinke in der Abendsonne einen Café, schaue den Menschen zu und versuche den Algorhytmus der Wasserfontainen zu entschlüsseln. Wie die Mutter mit dem Kinde, die sich mit nassen Folgen für die Kleine verrechnet hat.
Den Hügel hinauf zum oberen Platz neben der Kathedrale, wo ich schon mal die Speisekarte bei Maitre Kanter stuidiere. Es wird zum Abschieds-abend in Frankreich wohl nochmal Gänseleberpastete sein müssen (schlotz) und die Erinnerung an die Seezungenfilets vor einem oder zwei Jahren wird wieder wach...
Noch ist es nicht so weit und ich schlendere weiter durch die Altstadt die mir - was ich zu meiner Schande gestehe - bisher entgangen war. Schmale Gassen, schluchtartig gesäumt von hohen Häusern. Angebote in Schaufenstern, die dazu passen und die Erkenntnis, dass es vielleicht nützlicher gewesen wäre die vielen EUROS hier zu investieren und nicht in einen Prachtplatz, der außer show und einem Denkmal nichts zu bieten hat.
Das Abendessen hat geschmeckt, obgleich die Seezungenfilets doch schon etwas zähen Eindruck machten, was gerade bei Seezunge! Das geht garnicht! Seis drum.
Als ich zum Hotel durch die warme Luft eines Abschiedsabends bummelte war es bereits dunkel und nur noch ein paar Jugendliche ergingen sich lautstark.