Schönes Fahrwetter - um 9:00 Uhr bin ich losgekommen. Nachdem ich die ansehnliche Rechnung bezahlt hatte. Ein Gespräch mit den Receptionistas - kein anderer Gast war anwesend - bestätigte meine gestern niedergeschriebene Vermutung: Die Kultur der Propina existiert nicht mehr. Hätte mich auch gewundert. Ich werde sie weiter pflegen.
Die ersten knapp 70 km hatte ich mir ein Sträßchen quer durch das Land heraus gesucht. Ärmliche Land- und Viehwirtschaft auf kargem Boden - eher noch nach Altväter Sitte.
Um Lleida herum nahm ich bis nach Zaragoza die Schnellstraße. Ca 200 km durch unattraktive, flache, von Gewerbe und Plantagen-Frucht- und Obstanbau zersiedelte Landschaft. Chaotisch-dynamisch-staubig-verkehrsreich-unattraktiv. Um Zaragoza herum mehr als beeindruckende Bauarbeiten neue Schnellstraßen an der südlichen Periferie eingeschlossen. Mitten im Chaos ein nagelneuer "Riesen"-IKEA auf der kahlen Fläche. Gewaltiges Gewusel allenthalben. Bis mir klar wird: EXPO 2008 in Zaragoza! Eröffnung am 15. Juni. Und nach dem, was ich so gesehen habe, ist die Dynamk schon angesagt. Schien mir doch noch recht unfertig..
Es gab eine Begegnung mit 3 Polizisten: Scharfe Jungs, schwarze Klamotten, drahtig markanter Borstenschnitt, Colt lässig im Halfter. Sie saßen in der Tankstelle an der Theke, aßen ein Bocadillo zum Bier und unterhielten sich über belanglose Privatangelegenheiten.
Die Schnellstraße, war über die 200 km fast so voll, wie bei uns die Autobahn. Was kein Wunder ist, denn sie ist auch 3- und 4-spurig ausgebaut, führt fast paralell zur Autobahn und kostet nichts. Die Autobahn ist leer und wird mehr von PKWs genutzt, die dem LKW-Verkehr ausweichen wollen. Verkehrte Welt.
Einmal runter von der Schnellstraße schleifte mich mein NAVI wunschgemäß auf kleinen "Schleichwegen" zu meinem Ziel. Auch wenn ich ihm die kürzeste Strecke vorgebe, ist sie deutlich länger, als die kürzeste Strecke. Was zunächst verwunderlich erscheint, erklärt sich daraus, dass ich ihm ja die Hauptstraßen untersage und damit die
im Regelfall kürzesten Verbindungen. Er pirscht sich also irgendwie durch die Landschaft, der Weg ist wenigstens 1/3 länger und zeitlich mindestens doppelt so lang, denn langsames Fahren ist angesagt. Mal abgesehen von den Stops, weil sich öfter ein Bild, ein Eindruck, eine Situation in den Blick schiebt, was zum Anhalten und/oder fotografieren veranlasst.
So kam es zu meiner zweiten Begenung des Tages, die sich als ganz kurios herausstellte. Wie oft unverhofft, weil absolut nicht zu erwarten, mitten in der Pampa - damit meine ich ländliches Gebiet, karg und dünn besiedelt - rechts im Augenwinkel hinter einer Kurve eine prächtige Einfahrt mit dahinter liegender, gerade angelegter Allee, deren weiterer Verlauf sich hinter einer Kurve dem Blick entzog. Ich fuhr zunächst leicht abgebremst weiter entlang junger Weinfelder, die sich den trockenen, ockerfarbenen leicht ansteigenden Hügel hinaufzogen um dann je von einer eindrucksvoll großen Grünfläche abgelöst zu werden, auf der weit verstreut Rinder weideten: schwarze, braune, gescheckte, und weit dahinter tauchte die Allee wieder auf, die auf ein helles, burgartiges, aber erkennbar modernes Gebäude den Berg hinauf führte.
Stop und umgedreht, erst mal in der Absicht, die pompöse Einfahrt zu fotografieren. Das Ganze entpuppte sich als Weingut mit Landwirtschaft, Rinderzucht und *****-Hotel.
Ich fuhr die Alle entlang, die sich durch die Weinfelder schlängelte und beim Schlussanstieg von jungen Oliven begleitet war.
Am Empfang eine junge Frau, die mir bereitwillig einen Prospekt und Unterlagen, um die ich gebeten hatte, erklärte. Als ich fragte, ob ich denn von den Weinen welche aussuchen und nach Deutschland schicken lassen könne - jetzt hier ad hoc - schaltete sie auf Deutsch um.
Aus dem nun auf Deutsch geführten Gespräch ergab sich, dass sie Slowakin sei, ausgebildete Hotelfachfrau, schon in einem *****-Hotel in Baden-Baden gearbeitet habe und jetz seit 5 Jahren mit ihrem Mann, Rumäne mit einem gut bezahlten Job als EDV-Fachmann, im inzwischen eigenen Haus hier in Spanien lebe, aber wieder zurück wolle, weil sie mit der Spanischen Art zu sein, weitaus weniger gut zurecht komme, als mit der Deutschen Mentalität, weshalb es sie wieder zurückziehe, zumal ihre Familie bei Passau lebe.
Tja - mitten in der Pampa in Spanien irgendwo auf einem Seitenstäßchen zwischen Zaragoza und Soria.
Garmin hatte mich ziemlich lange im Ebro-Tal rumgeführt. Nun wies er den Weg über ein wahrlich abenteuerliches Pass-Sträßchen, das sich lange und sehr kurvenreich ohne jeden Verkehr durch die ocker-braun-grau-olivfarbene Einsamkeit der erodierenden und kaum bewachsenen Bergabstürze hinauf auf die Hochebene der Sierra schlängelte. Unerwartet und in völligem Kontrast öffnete sich der Blick auf eine paradiesisch grüne Ebene und mitten drin - alleine und von der Sonne beschienen - eine Kirche, die sich als Eremitage Virgen de Ulagares entpuppte. Wieder so eine Zufallsbegegnung, die nur stattfinden kann, wenn man nichts erwartet und überrascht wird. Darin liegt ihr Charme, ihr Geheimnis, ihre bleibende Einnerung.
Nach einer weiteren halben Stunde fand ich in Soria mein Quartier - diesmal ein modernes Gebäude über der Stadt mit Blick auf den Rio Duero, den ich auf meiner zum Zimmer gehörigen Terasse sitzend genieße, wo ich diese Eindrücke des Tages jetzt hier beschließe. Die Bilder füge ich heute Abend ein, wenn ich einen Bummel durchs Städtchen gemacht und zu Abend gegessen haben werde. Ich habe Abend gegessen - mit Blick auf das heraufziehende Gewitter:
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Geht doch.
Morgen gibt es einen Bummeltag nach Segovia, das sind weniger als 200 km.