Einmal passiert es jede Tour: Das Motorrad fällt um. Immer dann, wenn man steht, zu stark eingeschlagen hat aus irgendeinem Grund, das Gewicht auf die andere Seite verlagert und schon ist es passiert. Das war heute.
Aber der Reihe nach.
Zunächst sind mir gestern Abend noch ein paar Aufnahmen des Parador in Zafra halbwegs gelungen. Um einen Eindruck zu vermitteln.
Als ich heute morgen um 10:00 Uhr gestartet bin, war es nebelig und mit 11° C ziemlich kühl. Ziel Ayamonte, der letzte südwestliuche Zipfel Spaniens, wo`s nur noch nach Portugal oder in den Atlantik weiter geht. Genau da steht mein Ziel - der Parador de Ayamonte. Ich wollte ziemlich diagonal durch das Off an der Protugisischen Grenze fahren.
Das "Off" habe ich ziemlich schnell gefunden, denn Garmin hat zwar die Weisung, unbefestigte Straßen zu meiden - aber wenn sich der Weg nach gutem Belag nach einigen km dann in eine Mischung aus Schotter, Sand und Lehm verwandelt, dann tut er das eben. Und zwar ca 30 km lang, was ich nicht wußte. Das macht ja an sich nichts, nur fürchte ich um meine reinen Straßenreifen. Denn ein Plattfuß ist so ziemlich das letzte, was ich nach meinen Vorjahreserfahrungen gebrauchen kann. Und überhaupt: Was tun, wenn kein handy-Kontakt und ansonsten nur Rindviecher unterwegs?
Erfreulich: Ich musste die Frage nicht beantworten und hoffe, dass das bis zu Hause so bleibt.
Also zunächst ging es durch traumhaft wilde Landschaft bei zunehmend besser werdendem Wetter. Die paar Bilder bringen das vielleicht ein Wenig rüber.
Wieder auf der Straße führte mich Garmin in einen Ort, den ich mir als Zwischenziel auf der Karte rausgesucht hatte: Aroche. Wie sich heraus stellte, lag er hoch oben an einer Bergkante und dahinter sollte es südwestlich weiter gehen. Ich orgelte durch schmale Gässchen und irgendwie ging nichts mehr.
Dann bin ich wieder raus und habe einen neuen Anlauf genommen. Um an einer anderen Stelle stecken zu bleiben. Ein junger Vater mit Söhnchen kam mir gerade recht und ich wollte ihn befragen. Hielt an und - schon kippte mein Pferd. Ich bin elegant abgerollt und gemeinsam haben wir mein Bike wieder in die Senkrechte gebracht. Um dann gemeinsam fest zu stellen: Ja, es gibt den von Garmin vorgeschlagenen Weg, der sei aber reiner Schotter und führe durch ein Naturschutzgebiert und sei wirklich nicht empfehlenswert.
Also wieder auf die Straße Richtung Portugal und im Grenzort dann grenznah nach Süden.
In Rosal de la Frontera, das ist der Grenzort, gab es einen Verkehrsstop: La Fiesta mit großem Umzug und die Polizei regelte bzw. stoppte erst mal das Weiterkommen. Was zu einer der überraschenden Begegnungen mit Penny und Steve Horton führte. Sie standen ebenfalls wartend neben ihrer BMW 1200 GS am Straßenrand und waren auf der Fahrt nach Portugal aufgehalten worden.
Wir tauschten uns aus und ich erfuhr, dass sie aus New Zealand,
ca 100 km südlich Aukland leben und nach Barcelona geflogen waren. Dort hatten sie sich das Motorrad geliehen, die Klamotten gekauft und waren dabei, eine Rundreise durch und um die Iberische Halbinsel zu machen. Die Nord-Tour über die Pyrenäen nach Frankreich und zurück nach Spanien entlang der Atlantik-Küste bis La Coruña hatten sie gemacht - im vollen Regen und Kälte - und wollten nun die Süd-Tour via Faro zurück nach Barcelona machen, um wieder nach Hause zu fliegen. Sie machten einen sehr sympathischen Eindruck. Ich gab ihnen meinen Paradores-Katalog und die Lankarte dazu, denn ihre wohl von Zufall geprägten Hotelerlebnisse schienen nicht sehr geglückt, nachdem sie außer Englisch keine Sprache anbieten konnten.
Ich fuhr gen Süden weiter. um 12:00 Uhr war Sommer. Woher ich das weiß? Man riecht es. Die Vegetation änderte sich. An Stelle der endlosen steineichenbewachsenen Hügel traten Eukalyptus, blühende Ohrenkakteen am Straßenrand, Zitrusplantagen lösten die Viehwirtschaft ab. Der Boden wurde sandig, Pinienwälder begleiteten mich mit zartem, hellerm Grün behaucht durch die jungen Triebe, die im Sommer dunkel werden.
Ich sitze auf dem Balkon meines Paradors und habe den weiten Blick über die Mündung des Rio Guadiana und nach Portgal hinein. Und Erinnerungen werden wach: Nach links, nach Süd-West, schaue ich auf den inzwischen ausgeuferten Ort Ayamonte. Der Ortskern ist markant durch die Kirche, die Häuseranordnung erkennbar chaotischer, als die Neuansiedlungen.
In Ayamonte war es, wo Ulrike und ich in den frühen 70ern auf unserer Fahrt nach Spanien und Portugal in unserem ollen, aber treuen Renault R6 mitten im Ort in der von der Flut unter Wasser gesetzten Furt zur Freude der Bewohner stecken geblieben waren, weil der Motor nass geworden war. Grad, dass das Wasser nicht durch die Tür einströmte, als ich ausstieg, um die Motorhaube zu öffnen, um mich - erfolgreich!!! - um das Problem zu kümmern.
Tja, sind über 30 Jahre her....