Göttliche Nacht! Das Abendessen hatte ich ausfallen lassen. Es stellte sich nähmlich heraus, dass Hondarribia als einziger Parador kein Restaurant führt. Was nicht von Nachteil ist, veranlasst die Situation doch, sich nach einem Restaurante zu erkundigen und ein wenig Kontakt zur Welt außerhalb der Paradores zu machen. Was die meisten Gäste nicht tun - ich auf dieser Reise zugegebenermaßen auch nicht.

Hondarribia Hondarribia
Hondarribia Hondarribia

Gestern Abend war ich im Ort bummeln.
Dabei bin ich in die eine oder andere Baskenkneipe gegangen, habe hier einen blanco, dort einen tinto an der Theke genommen und jeweils ein paar tapas dazu, wie es Sitte ist, um die Zeit zum späten Start des Abendessens zu überbrücken. Die hatten es in sich, weil sie gut waren, waren es auch einige mehr, als dem Abendessenhunger gut tut. Und so fiel das Abendessen mangels Hunger aus. Dafür blieben mir ein paar Bilder aus Hondarribia während meines Rundgangs.

Im Archiv des heutigen Tages sind nur zwei Schnappschüsse vom fahrenden Moto aus: gelber Ginster, der locker 50km lang die Autobahn durch das Perigord begleitete.

Maria GiovannaAber ich habe eine Begegnung der "italienische Art" auf der Terrasse des Parador nachzuliefern. Italienisch deshalb, weil nur Italiener mit derartiger Grandezza und unvergleichlicher Eleganz auftreten können, wie das Pärchen auf dem Bild. Sie eilten auf die Terrasse, sahen sich um, entdeckten mich bei meinem Bierchen mit meinem Notebook beschäftigt. Er bat mich mit begleitenden Gesten, die Störung entschuldigen zu wollen, auf Französich, dann auf Englisch, sie Beide mit ihrem Handy zu fotografieren - die Bucht im Hintergrund. Ich machte darauf aufmerksam, dass ohne Blitz nichts zu erkennen sein werde und bot an, sie mit meinr Kamera aufzunehmen und ihr - er war der elegante italienische Verführer mit den grauen Haaren und sie war federführend bei diesem Pärchen - das Ergebnis zu mailen. So geschah es.

Was mir blieb, waren die Visitenkarten von beiden, denn schon waren sie mit einem Ciao verschwunden - so überraschend, eilend und plötzlich, wie sie aufgetaucht waren, waren sie auch schon wieder weg.

Sie: Prof.ssa Maria Giovanna Calotti, Vice-Presidente del CENTRO STUDI TIZIANO E CADORE
Er: Comm. Claudio de Polo Saibanti, Presidente, ALINARI, Archivi Fotografici, Casa Editrice.

 

 

 

Was schon alles über die Muße des Tages aussagt. Beaune anvisieren heißt Strecke machen.

Es begann mit einem anständigen Regenguss gleich "ums Eck" in Frantzia (so schreiben das die Basken neuerdings auf ihre Hinweisschilder) und es dräute weiter bis Bordeaux. Je weiter östlich um so angenehmer das Wetter: Vorbei an Limoges, Bergerac, Périgeux, Brive-La-Gaillarde, um kurz vor Clermont-Ferrand nach Norden Richtung Paris (noch immer geht im Zweifel alles Richtung Paris in diesem Lande) abzubiegen - alles praktisch Autobahn bis ab Montmarault die N7, die N79, die N70 und die N80 einander die Hand reichten, um die unsägliche West-Ost-Strecke von Clermont nach Chalon-Sur-Saone zu überwinden, wo der Verkehrsstrom sich in die A6 Lyon-Paris ergießt, so er nicht, wie ich bei meiner letzten Tour zu meinem Leidwesen feststellen musste, weiter auf der N73 nach Nordosten zieht. Hier fehlt wirklich dringend die Autobahnverbindung, die andernorts nahezu verkehrsfrei durch Limousin und Perigord kurvt.

Man muss sich die letzten 150 km als 2-spurige Bundesstraße mit ganz seltenen und reichlich kurzen Überholspuren vorstellen, auf der nahezu wie auf einem Perlenband mit Lücken LKWs in beide Richtungen rollen - alles dabei von Russen, Litauern, Rumänen, Griechen und Bulgaren bis natürlich Franzosen und allen anderen Nationen, die dazwischen liegen. Französiche PKW reihen sich gottergeben ein und bummeln mit, weil der nahezu über die 150km ununterbrochene weiße Strich das Überholen verbietet und die Toten am Straßenrand, die da symbolisch an den Stellen der Unglücke aufgestellt sind, weisen sehr eindrucksvoll darauf hin, was passiert, wenn man es doch versucht.

Wie ich es natürlich getan habe. Weil die Hoffnung mitfährt, dass das Verkehrselend doch bald ein Ende haben müsse und man dieses Ende hinter jeder Kurve erhofft und ihm entgegen eilen will.

Ich stehe nicht am Straßenrand, sondern sitze in einem Hotel Mercure um 20:00Uhr am Schwimmbadrand und bin unzufrieden, das letzte Zimmer bekommen zu haben: Raucherzimmer neben dem Aufzug! Wirklich eine Zumutung und unverschämt teuer dazu - ich glaube teuter als der teuerste Parador.

Nun gut: Morgen kommt die letzte Etappe: Beaune - Home.

Etappe 13
 
Hondarribia - Beaune (16.Tag: Donnerstag, 22.05.2008 - 852km/9:00 Std - Etappe 13)