Anreise. Ein neues Wort am Anfang meiner Berichte der Spanien-Auftakt-Tour 2009.
Anreise klingt altväterlich, riecht nach Urlaub im Harz, nach "Sommerfrische" in den späten 50ern des vorigen Jahrhunderts. Anreise erinnert an Mühe mit dem Packen von Koffern, an Reise im Zug 2. Klasse auf Holzbänken, Abholung am Ankunftsort und Willkommen in der "Urlaubs-Pension". Oder so ähnlich.
Natürlich nur bei denen, die das Glück haben alt genug zu sein, um sich zu erinnern....
Anreise ist für mich hier der Weg und das Erleben, das verbunden ist mit dem Transport meines Motorrads auf dem neuen Hänger an meinen blauen NISSAN Qashkai zum emotionalen Ausgangspunkt meiner bevorstehenden Reise durch Spanien.
Im Hintergrund stand die Frage: Wer "bewacht" mein Auto samt Hänger 2 - 3 Wochen lang? Ich hatte zwei Ideen: Das PARKINN-Hotel in Orange hat einen wunderbaren, abgeschlossenen Parkplatz und - nicht zu unterschätzen - ideale Gegebenheiten, mein doch recht gewichtiges Motorrad alleine ab- und später wieder aufzuladen.
Die Alternative hieß La Selleta, ein Dorf in den Hügeln südlich der Ebro-Mündung. Das hätte den Vorteil, 1600 Autobahn-km hinter mir zu haben und meine Rundreise von einem ganz anderen Startpunkt aus vornehmen zu können und nicht wieder auf eine der beiden Alternativen "östliche Ecke am Mittelmeer nach Cataluña" oder die "westliche bei Irun ins Baskenland" angewiesen zu sein.
Also habe ich im Parador Benicarlo 2 Nächte gebucht in der Absicht, mit Bike auf Hänger in zwei Etappen anzureisen und mein Gespann in La Selleta abzustellen.
In dieser Absicht - aber offen für die Auswirkung von Erfahrungen und Gegebenheiten unterwegs dann doch anders zu handeln - bin ich los gefahren und sitze nun im PARKINN Orange nach einem langen Tag, den ich stoisch mit gedrosselter Geschwindigkeit 9 Stunden hindurch stur Autobahn sozusagen ignoriert habe: Karlsruhe - unter dem gerade in Straßburg einfliegenden Präsident Obama hindurch, ohne von der Polizei belästigt zu werden - via Mulhouse, Besançon, Lyon nach Orange.
Ich bin während der langen und ermüdend monotonen Fahrt, bei der man recht bald vergisst, dass man einen Hänger hinten dran hat, deshalb nicht eingeschlafen, weil ich immer dann, wenn der Blick automatisch vor Spurwechseln in den Rückspiegel warf, durch einem heftigen Adrenalinstoß hochgescheucht wurde angesichts des Motorrads, das mir derart dicht aufgefahren im Nacken saß.
Ansonsten gibt es nichts zu berichten - nicht einmal von einem besonderen Abendessen. Denn eigentlich bin ich ja noch garnicht "on tour".
Aber: Der geneigte Leser wird festsgestellt haben, dass mein Startpunkt - im Gegensatz zu den im Vorfeld angestellten Tourenüberlegungen - nicht Hondarribia ist und erkennbar wird infolgedessen schon jetzt: Die Tour wird ganz anders laufen, als angedacht. Nix Neues, wenn ich zurückblicke.
Mal sehen, wie die Welt und meine Stimmungslage morgen ist.....