Ich bin in Benicarló angekommen (klick rechts auf die Spanienkarte - sie zeigt ab jetzt jeden neuen Fahrtag den Routenfortschritt), habe mich im gleichnamigen Parador eingerichtet, bin frisch geduscht, gesalbt und rasiert und als ich vom Studium der Speisekarte hochschaue sitzt am Tisch gegenüber Evelyn Hamann und wenn ich nicht gewusst hätte, das sie im vergangenen Jahr gestorben ist, wäre ich spontan aufgesprungen, um ein Autogramm zu ergattern! Unglaubliche Ähnlichkeit mit der Evelyn Hamann auf der grünen Biedermeier-Couch mit Loriot.

Aber der Reihe nach:
Das Schicksal von Männern ist meist eine Frau und sie hieß dieses mal Vera!

Vera ist inzwischen die Chefin an der Reception im PARKINN Orange, Schwäbin, die einem charmanten Franzosen erlegen hier vor Jahren gelandet ist und die wir seit wohl weit über 10 Jahren kennen - und sie uns.

Vera, das schönste Wetter, die optimalen Ab- und Aufladegegebenheiten, der sichere Standort für mein Gespann und letztlich die Aussicht auf weitere 600 km mit "Motorrad im Rückspiegel" - und schon waren sie vereinzelt: Motorrad neben Gespann, Vera hat Schlüssel und Papiere im Safe eingeschlossen, mir den Schlüssel zum Safe ausgehändigt und versprochen, täglich einen Blick auf meinen Fahrzeugpark zu werfen.

Und so startete ich auf meinem Motorrad so gegen 9:00 Uhr bei blauem Himmel und sehr angenehmen Temperaturen gen Benicarló - allerdings immer auf der Autobahn vorbei an Nimes, Montpellier, Bézier, Narbonne, Perpignan, Barcelona und Tarragona.

Und obwohl die Autobahn die denkbar ungünstigste Straßenart ist, um mit der Umgebung "Kontakt" aufzunehmen, fiel die Glocke stoischer Paralyse - Zustand des gestrigen Tages mit Hänger - sofort ab, als ich mein Motorrad zwischen den Schenkeln hatte, die Dynamik der Fliehkräfte spürte und mich durch den regen Wochenend-Verkehr voranarbeitete.

ZypressenObwohl ich nur auf der Autobahn unterwegs war, hat die Landschaft sehr rasch von meiner Stimmung Besitz ergriffen. Mir schien, als könnte ich das tuff-staubige Ocker-Braun, das die olivgrauen, macchia-bewachsenen Hügel nördlich der Trasse zu überpudern schien, riechen. Die suggestive Kraft der immer in Gruppen stehenden Zypressen, die frühlingsfrischen Blüten von Mandelbäumchen und wilden Kirschen, die so intensiv blühen noch bevor die grünen Blätter die Struktur der Äste verdecken, schien mich zu durchdringen. Gelegentlich öffnete sich der Blick auf das Mittelmeer, in dem sich die Sonne spiegelte und das Gefühlsbild wurde irgendwie komplett.

Ich war angekommen in meiner Spanientour 2009.

tankenDas Hotel war reserviert. Ich ließ mir Zeit und habe vergleichsweise oft angehalten. Tanken - trinken - ein Baguette hier, Beine vertreten und rechtzeitig pinkeln auf verschiedenen der vielen Parkings, ein Anruf bei Cora, um einen Gruß des Tartarin de Tarascon auszurichten (das ist ein Insider) - ich übte Muße auf der Autobahn.

Im Hotel wurde mir klar: Das mit der spontanen Buchung sozusagen von Tag zu Tag wird - zumindest in der kommenden Woche - schwierig: Semana Santa, Kar-Woche Hotelfenstermit den Umzügen allenthalben und natürlich belegten Hotels überall. Ich werde wohl zumindest bis Ostersonntag inklusive reservieren müssen.

Morgen ist auch noch ein Tag - ein Ruhetag, denn den wollte ich schließlich öfter mal einlegen auf dieser Tour - und da werde ich das Abenteuer Hotelreservierung angehen, Abenteuer insofern, als sich meine Tour in der kommenden Woche eher nach freien Betten richten wird und weniger nach dem Wetter oder meinen Absichten.

Schaumermal und gute Nacht - hochgeladen wird morgen.

Etappe 1
vereinzelt
Orange - Benicarló ( 2.Tag: Samstag, 04.04.2009 - 620km/8:h - Etappe 1)