Was erkennen wir aus den Eckdaten der Etappe? Bummel-Tag. Die Entfernung war ja auch lächerlich. Mein Versuch, eine nenneswert längere Route "unterzubringen" misslang, weil sich etwa auf halber Strecke ein natürliches Hindernis in Form eines zwar nicht sehr breiten, aber offensichtlich doch verkehrstechnisch vertrackten Gebirgszuges quer legte. Diese Strecke musste ich auf dem autobahnähnlichen Gebilde passieren, das Cordoba mit Madrid verbindet.
Die Tatsache, dass die Spanier - Weltmeister im weidlich in den Vorjahren besprochenen Abgreifen von EU-Geldern für den Straßenbau - noch immer durch kühne Brückenkonstruktionen dabei sind, den heutigen Verlauf der Autobahn - die einzige mit Haarnadeleinlkurven, die ich kenne - zu ersetzen, sagt alles über die "Unüberwindbarkeit" dieser Felsformationen. Leider konnte ich sie nicht knipsen - anhalten und sich zu Fuß auf der Autobahn rumtreiben, um Fotos in unübersichtlichen Kurven zu machen, ist auch in Spanien nicht empfehlenswert ;-).
Gleich zu Beginn meiner Tagesetappe - so 20 km außerhalb Ubeda - leitete mich mein NAVI korrekt ein altes Sträßchen mit sehr zweifelhaftem Straßenbelag in schlängelnden Kurven durch Oliven-Plantagen. Ca. 200 m vor der Überquerung eines Flüsschens namens Ariza über eine malerische kleine Brücke, die ich schon von weitem gesehen hatte, unübersehbar deutlich rechts und links die international bekannten weißen runden Schilder mit rotem Rand: Ende der Trasse - Durchfahrt verboten! Um die Ernsthaftigkeit des Verbots zu unterstreichen war der ohnehin kaum mehr vorhandene Teerbelag unterbrochen und durch Erde ersetzt.
Erst mal fotografieren. Als der Konflikt des Deutschen mit der spanischen Neigung, Verbote als Aufforderung zu deuten, sie in jedem Falle zu ignorieren, noch voll im Gange war, kam in der Gegenrichtung ein Auto über die verbotene Brücke gehoppelt.
Kurz vor Almagro linker Hand ein Dorf mit einer mich beeindruckenden, weil von Weitem unverhältnismäßig groß erscheinenden Kirche - mal wieder wird man in gigantgischem Umgehungsbogen mit zwei zukunftsweisenden Kreisverkehrsausbauten für die Dorfzufahrten in großzügigstem Radius drumrum geleitet -, was mich veranlasst abzubiegen. Wieder eine der vielen, so wohlproportionierten Dorfkirchen aus dem Material der Umgebung gebaut und damit farblich wunderbar eingepasst, wie sie allenthalben zu sehen sind. Sie haben mit den Granitkirchen in den kleineren Orten der Bratagne gemein, dass man ihnen ansieht, dass sie nicht von Architektenhand erbaut einen Anspruch an Baukunst und Machtfülle der Kirchenoberen befriedigen sollten, als sie entstanden, sondern Ort der Zuflucht, Ermutigung und des seelischen Beistandes der örtlichen Bevölkerung sein sollten.
Nun bin ich im Parador von Almagro angekommen, sitze im Schatten eines der Innenhöfe umgeben von munterem, spanischem Schwatzen. Heut ist Gründonnerstag, Feiertag hierzulande und man geht Essen, um anschließend familiensinnlich und laut plaudernd das Leben nach dem Feiertags-Essen in der angenehmen Frühjahrs-Sonne bei einem Kaffe oder Saft zu genießen.