Bin empört! Parador Tordesillas (südwestlich Valladolid, sprachlicher Nabel des Hoch-Castellano) und das WiFi (Internetzugang) ist äußerst dürftig! Zugegeben, es gibt Schlimmeres.

Letzte Nacht hat es geregnet - letzte Tropfen, als ich gegen 10:00 Uhr in Ciudad Rodrigo los fuhr. Seither nicht mehr - es wurde sogar ganz schön, wenngleich durchgehend ziemlich kühl. So um die 10°.

Ich hatte mir gestern Abend noch eine kühne Strecke ausgeknobelt, die zunächst leicht nach nord-west, dann nach Norden führte, um nach etwa einer Stunde auf der Höhe von Zamora nach Osten abzuknicken. Ziel: Immer durch die Pampa, alles meiden, was nach größerer Menschansiedlung "riecht".

Die Fahrt heute hat gezeigt, dass mir das wirklich gelungen ist. Kein Ort, den ich jemals gehört hätte oder den zu benennen sich lohnt, um dem Leser Orientierung zu geben.

Und in SAN FELICES, das irgendwo in der Pampa liegt, steht diese Burg.Kleine Sträßchen fast paralell der portugisischen Grenze. Nichts los. Kein Wunder angesichts der schon im Vorbeifahren zur Flucht ratenden Unfruchtbarkeit des Bodens: Karg und trocken, kaum und wenn, ungenießbar erscheinender, bodennaher Bewuchs. Die Folge: Weidewirtschaft - extensiv, natürlich. Die muss hier schon immer betrieben worden sein, denn erkennbar ur-ur-alte, hangehäufelte Steinmäuerchen, manchmal kilomererlang, manchmal sehr engmaschig wirkend, als ob Erbrecht zur ständigen Halbierung des vorhandenen Grundes geführt hat. Sie werden stellenweise heute noch gepflegt und ergänzt, wo sie zusammen fallen. In hergebrachter Manier.

Würden nicht immer wieder die modernen Fertigställe in der Landschaft herumstehen - fensterlos, rotes oder giftgrünes Blechdach, Futtersilo daneben - man wähnte sich im Mittelalter.

Die Fertigställe habe ich nicht fotografiert.

Apropos: Ich habe meine heutige Bildausbeute gesichtet und festgestelt, dass sie das, was ich oben geschrieben habe, Lügen zu strafen scheint. Sie ist abwechslungsreich und spiegelt manchmal Spannung, die aus dem Gelände kommt, mal aus dem Wechsel von Gesamtsicht und Detail; jedenfalls habe ich festgestellt, dass sie nicht repräsenrtativ ist, für das, was ich gesehen habe. Aber schau selber. GO!

 

 




Aus zwei Gründen, wie ich meine, ist das eigentlich immer so: Zum Einen reizt in monotoner Landschaft das zum Halt, was die Monotonie unterbricht. Und da kommen schon mal ein Duzend Bilder auf 100km zusammen. Nur spiegeln sie halt nicht die 100km sondern nur das daraus heraus Ragende.
Und - das scheint mir normal, wenn man sich eher der Stimmung verschrieben hat, die man in sich selbst erfahren will - man versucht das "Schöne" fest zu halten. Nicht den modernen Schweinestall, sondern eher das zerfallende Mäuerchen in seiner durch Schatten betonten Grafik, das Harmonische, nicht den unsäglichen Abfallhaufen, der sich in der Landschaft auftürmt, weil keiner in der Leere Anstoß nimmt.

Backofen für FladenbrotZwischen meine beschriebene Route nach Norden durch das Nichts und meinem Ziel hier in Tordesillas liegt Zamora, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Sie wollte ich unbedingt umgehen - siehe oben. Alle Straßen mit erträglichem Zustand, zumal die, die mit EU-Mitteln gefördert sind, Autobahnen eingeschlossen, führen aber nach und von Zamora.

Die weiträumige südliche Umgehung bedeutet gegen den Strich bürsten. So habe ich mich von Dorf zu Dorf gehangelt auf reinen Zweckwegen durch die Felder- immerhin meist geteert, zumindest in Form einer Art Flickenteppich-Belag. Aber eindrucksvoll, weil man diese Sicht normalerweise nicht hat: Von "hinten" in die Dörfer und ebenso "hinten" wieder raus, was ja nicht beschildert ist, denn der Einheimische weiß bescheid und der Fremde kommt hier nicht entlang.

Ein par optisch schöne Begegnungen mit Landschaft, Licht, Feld und Kuh haben sich daraus ergeben.

Es war ein schöner Tag und ich beginne die kurzen Etappen mehr und mehr zu genießen. Nicht Strecke machen, sondern im Wissen, gut untergebracht zu sein und ohnehin früh - heute war es halb drei - anzukommen, ist die Grundlage für die Muße, die nötig ist, um öfter mal anzuhalten und umzudrehen, weil eine Situation vorbeigehuscht ist, von der ich denke, dass es vielleicht doch ein Fotomotiv gewesen wäre.

Nicht ärgern, weil man es vermeintlich zu eilig hatte, zu ankunftsorientiert unterwegs war und deshalb das Gefühl geblieben ist, was Erinnernswertes nicht richtig wahrgenommen zu haben.

Morgen gehts erbarmungslos nach nord-west.

Etappe 8
 
Rodrigo - Tordesillas (11.Tag: Dienstag, 14.04.2009 - 260km/4:40h - Etappe 8)