Es gibt mindestens zwei Sorten von Menschen in unserer egalitären Welt: Solche, die ein stilvolles Hotel-Ambiente unter anderem dadurch respektieren, dass sie bezüglich Kleidung versuchen zu entsprechen und solche, die auch in diesem Rahmen keinerlei Hemmungen zeigen und mit buntem T-shirt mit Bärchen über dem Platz suchenden Bauch in Kombination mit passender Sporthose - solche seitlich mit weißem Streifen und geknöpft - und nacktfüßig in Sandalen das Hotel-Foyer bereichern. Keine Badezeit, kein Strandhotel.

Ich zähle mich zur Erstgenannten. Sie stirbt aus. Ich tue mich schwer mit diesem Ausdruck der Gleichberechtigung und wieder finde ich bestätigt: Es ist gut, dass der Mensch sterbe - besser: sterben darf. Manchmal denke ich, ein Zusatz wäre angebracht: rechtzeitig.

Ich will nicht abgleiten in Melancholie, nicht lamentieren, - aber meckern will ich schon, denn mich stört's.

unterwegs
unterwegs

Zurück - ich will berichten über meinen ersten Tag im Sattel. Zusammengefasst: Gelungen!

Nachdem ich mir vorgenommen habe, meine Reise-Rhythmus altersgemäß langsam umzustellen - 1 Fahrtag gefolgt von einem Ruhetag - bleiben mir auch weniger Tage im Sattel. Und weil ich die hier in Spanien verbringen möchte und endlich den südlichsten Zipfel bis Cadiz und Tanger einschließen will, hat der heutige Tag erst mal mit Autobahn-Düsen begonnen: 260 km bis kurz nach Perpignan.

Von dort habe ich mich nach Gefühl und innerem Kompass - mein Navi hat nicht angezeigt und Karte hatte ich natürlich nicht dabei - durchgewurschtelt zum südöstlichsten Übergang nach Spanien, um erneut und zum wiederholten mal bei Bortbou das vergleichsweise sehr wenig befahrene, sich dafür traumhaft über dem Mittelmeer kringelnde Sträßchen nach Spanien hinein zu schwingen - wieder ein Genuss bei bestem Fahrwetter knapp unter 20°.

angekommen im Parador AiguablavaEinmal "eingefädelt" kann man sich nicht mehr verfahren und ab Spanischer Grenze meldete sich mein Navi zurück und alles war gut.

Um den Genuss zu erhöhen bin ich bei Port de Llançà abgebogen und habe noch einen kleinen Schlenker Richtung Cadaqès eingelegt; ein Abstecher, den ich wieder mal sehr genossen habe.

Vorgefahren - abgestiegen - angekommen im Parador de Aiguablava, wo ich wieder mal in einem Zimmer "residiere", das vom Feinsten ist - Whirlpool für Zwei, nicht einsehbare Dachterrasse, Riesenbett, eindrucksvoller Flachbildschirm und freier Blick über Fels und Meer.

Gegessen hab ich gut und das halbe Fläschchen Muga hat mich eingestimmt auf die kommenden Tage.

Kalbsfilet

Es begleitete eine wunderbare Parillada de Verduras und - Meer hin, Fisch her, ich hatte nun mal Lust auf ein anständiges Stück Fleisch - ein feines Filet vom Kalb - überbacken mit Gänseleber und begleitet von Pfifferlingen in traumhaftem Sößchen.

Übrigens: Heute Morgen, an meinem ersten Ruhetag, sah das Frühstück so aus und das mit dem Ausblick: Jetzt sag mir, kann das schöner sein?

Mein nächstes Etappenziel ist Alcañiz und fest steht nun: Meine Tour wird mich zunächst mal nördlich um Madrid herum führen und dann wieder durch die Estremadura nach Süden...

 

Etappe 1
ETappe 1
Orange - Aiguablava (Sonntag, 28.03.2010 - Etappe 1)