Halb 9:00 raus aus den Betten. Blick nach draußen: grau, grau, grau! :-(
Frühstück. Ein erster Lichtblick. Beim Packen wird mir klar: 10:00 Uhr Start zum Formel 1 Rennen in Malaysia. Der einzige Deutsche TV-Sender ist RTL und dort wird life übertragen.

Kurze Entscheidung: Erst mal Formel 1 schaun - zumindest die Anfangsphase. Schuhmacher raus - technische Panne. (Irgendwie erkenne ich eine Mahnung: Rechtzeitig aufhören ist eine Kunst; die Gefahr, sich lächerlich zu machen lauert hinter jeder Ecke. Erfahrung hat ihre engen Grenzen.) Die Strecke ist heute nicht so lang. Und siehe da, als ich gegen 11:00 Uhr starte, scheint die Sonne. Der Weg über den Puerto Navacerrada ist frei - dort muss ich wieder rüber.

unterwegs
unterwegs
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Start-MalheurAber erst habe ich mal wieder meine Maschine hingeschmissen. Dämlich. Aber ich habe an das gedacht, was ich vor ein paar Tagen geschrieben habe: Diesmal wird fotografiert. Und da kam auch schon ein junger Biker, sah das Malheur, drehte sofort bei und der Fall war in 2 Minuten erledigt, mein Motorrad wieder auf 2 Rädern und ab gings erst mal bergauf.

Wie erwartet hatte es oben geschneit und es entstanden schöne Winteraufnahmen. Samt Ski-Zirkus 50 km nordwestlich von Madrid. Heute war im Gegensatz zum Kar-Freitag nicht viel los. Oben war's ziemlich kalt. 2,4° und mein Warnlicht blinkte heftig. Sommer-Straßenreifen und Schnee, das geht garnicht.

Der Moloch Madrid bestimmt sehr lange meine Fahrfreude: Viel Verkehr, gute, aber verwirrende Straßenvielfalt. Und mein blödes Navi scheint mit dem Filtern bestimmter Straßenkathegorien wie "wenig befahren" oder "kürzeste Strecke" unter solchen Umständen überfordert.

Also habe ich eingeriffen, bin nach El Escorial abgebogen. Das liegt sehr in der Nähe von Madrid nordwestlich und sah mich je mit der Zufahrt zum Valle de los Caidos (Tal der Gefallenen) konfrontiert und konnte mich dem Sog der Monströsität nicht entziehen, wie sie nur diktatorische Regime hervorbringen können. Es ist das Mahnmal als nationale Gedenkstätte, das Franco dereinst in die Berge hinein als Erinnerung an die Gefallenen auf seiner, der faschistischen Seite des Bürgerkrieges, hat aus Beton errichten lassen.

Na irgendwann war auch raus aus dem Gewirr und machte eine kleine Mittagspause mit Boccerones, Atún, Tortilla de Patatas und trank einen Schluck Wasser dazu. Die Kneipe war - wie sich zeigte - schweine-affin. Zum einen die Anzahl der Jamones an der Decke und zum anderen zwei riesige Holzöfen, um Spanferkel als Spezialität anzubieten. Da müssen größere Fressgelage stattfinden, denn für den Gelegenheitsesser eines Spanferkels lohnt sich das nicht.

Und dann habe ich das Heft der Orientierung wieder in die Hand genommen und mich auf Nebensträßchen durchgeschlagen. Mit Genuss und Freude. Mein ständiger Begleiter war heute der schneebedeckte Bergkamm zunächst der Sierra Guadarrama und von Ferne dem Schein nach nahtlos übergehend der der Sierra de Gredos, die ich in den vergangenen Jahren mehrmals von verschiedenen Richtungen kommend gequert habe.

unterwegs
unterwegs
unterwegs

Wenn man, wie ich heute, südlich dieses Bergrückens von Madrid kommend Richtung Badajoz (also Richting Portugal) fährt, wird einem bewußt, das hier eine gewaltige Wetterscheide den südlichen Teil Spaniens vom insbesondere nord-westlichen, dem Regenwetter der Westströmungen ausgesetzten, geschützt wird. (Wenn man sonniges, eher trockenes Klima als wünschenswert ansieht.)

Nach Talavera de la Reina bin ich dann deutlicher nach Süden abgebogen, habe dort wieder einmal den schon recht eindrucksvollen Tajo gequert. Ich fuhr durch Landschaften mit recht wechselhaftem Charakter letztlich dann durch die Hügel der Sierras de Villuercas-Ibores, einem Naturschutzgebiet im westlichen Teil der Extremadura. Auf einerwunderbar in großen Kurven ca 30 km lang schwingenden Straße - nagelneu bei bester Oberfläche - näherte ich mich Guadalupe, dem Ort meines heutigen, gleichnamigen Paradors..

Ich bin wieder mal bestens untergebracht und bereue fast, nur eine Nacht gebucht zu haben.

etappe 4
Etappe 4
San Ildefonso - Guadaloupe (Oster-Sonntag, 4.04.2010 - Etappe 5)
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