Wird Zeit, dass ich mich - heut ist der 13. - dem gestrigen Fahrtag widme. Der Anspruch auf Aktualität sollte erhalten bleiben und insbesondere nicht einer Tendenz zur Verwahrlosung zum Opfer fallen, auch wenn es eigentlich nichts oder kaum etwas zu berichten gibt.
Ja, ein gelbes Bäumchen an der Schnellstraße - aber genügt das schon für einen Tagesbericht? Kaum, obwohl viel mehr nicht ist, sorry.
Ursache für diesen Einstieg und die dahinter stehenden Nicht-Ereignisse ist die Tatsache, dass ich - wie berichtet - am Vortag eine recht anstrengende Strecke hinter mir und eigentliche einen Ruhetag in Puerto de Lumbreras eingeplant hatte. Aber zwei Dinge kamen zusammen: Der Parador de Lumbreras war wirklich alles Andere, als einladend; ein wenig primitiv - man ist inzwischen verwöhnt - und das Umfeld wenig animierend. Zum Anderen verdichteten sich die Anzeichen auf den angekündigten Wetterumschwung. Und so habe ich kurz entschlossen umdisponiert: Lumbreras nur ein Nacht und dafür 3 Nächte in Jávea.
Die zeit-kürzeste Strecke war - naheliegend - die Schnellstraße. Eine vorgegeben Alternative weiter im Land, kleine Nebenstraßen nützend, rechnete mir mein Navi aus: 8:35 Std im Sattel. Danach war mir gestern nicht.
So weit der Vorlauf.
Als ich morgens zum Frühstücks-Buffet strebte war ich zunächst etwas enttäuscht - es gab keins, stattdessen das unbestückte Equipement, ein älteres spanisches Ehepaar an einem Tisch in ein reges Gespräch mit der Bedienung verwickelt.
Ich setzte mich und harrte mit fragendem Blick Richtung Bedienung der Dinge, die da kommen sollten und nach der Beantwortung der obligaten Frage nach dem Getränk meiner Wahl brachte sie nicht nur den gewünschten Tee, sondern deckte meinen Tisch, wie hier zu sehen. Doch, alles für mich! und ich war befriedigt.
Nachts hatte es bereits geduscht, wie ich beim Beladen meiner Maschine feststellte. Ich warf mich auf die Schnellstraße und stellte rasch fest, dass die Spontansuche nach einer Alternative in keinem Fall mehr sein konnte, als ein langwieriges kreuzendes Suchen in einer Ebene, die zersiedelt und überfüllt ist von einer wilden Mischung aus Industrie vom Steinbruch über Produktion bis Spedition und Lagerung in überdimensionierten Hallen einerseits und Intensivlandwirtschaft vom Schweine-Silo bis zur Orangenplantage andererseits, wobei sich der Duft der Schweineställe gegen dem der blühenden Apfelsinen-Bäumchen durchsetzte und all das durch regen Verkehr verbunden.
Eben die fruchtbare und arbeitsame Region zwischen Murcia und Alicante, die jeder Deutsche kennt, der glaubt in der sonnensichersten Ecke Spaniens das Urlaubs- und Rentnerglück zu finden und keine Region, die zum Verweilen und Bummeln einlud. Berge, wie dieser, flankieren als Kette den nördlichen Rand der Ebene - ihre Aneinander-Reihung und Unwegsamkeit war Ursache für die erwähnten 8 Fahrstunden im Sattel für den "Parallel-Weg" da hindurch.
Also kurze und kritiklose Entscheidung guten Gewissens: Zügig voran, am besten immer gradaus und fast so ging's ja auch, wie die Trackdarstellung zeigt. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem sich die Schnellstraße in mautpflichtige Autobahn nahezu bis zu meinem Tagesziel verwandelte und ich entschied, mich gegen mein Navi durchzusetzen und die letzte Strecke stattdessen sozusagen "volks- und küstennah" zu bleiben. Das hätte ich nicht tun sollen - es wurde eine Quälerei vorbei an Benidorm, das ich nur "von hinten" wahrgenommen habe, eine stop and go-Fahrt durch die Küstenorte, besonders durch Altea. Schlauch!
Allerdings hat mir diese Strecke einen - wenn auch nur oberflächlichen und entfernten- Eindruck dessen vermittelt, wozu sich Benidorm inzwischen entwickelt hat. Es zeigt sich von hinten als eine wuchernde Hochausmetropole, die immer weiter ins Hinterland hinein wächst und zwar erkennbar nach dem Prinzip: Je weiter hinten in der Reihe, desto höher die Wolkenkratzer! Gigantisch und ich bin überzeugt, dass die Hochhausdichte und -Höhe inzwischen Frankfurt übertrifft. Mein Bild zeigt nur einen ganz kleinen Ausschnitt im Vorüberfahren, aber ich hatte keinen Bock, mich interessehalber auf das Monster einzulassen. Stell Dir das 20 x nebeneinander und bis vorne an das von meinem Standpunkt aus weit entfernte Meer vor und Du wirst mir recht geben.
Das war mal ein attraktives Fischerdorf mit Urlaubscharakter.
Gelandet bin ich nun - ähnlich wie in Nerja - in einem gepflegten Urlaubsparador mit weitem Blick aus dem 4. Stock über die Wipfel des Palmengartens, der zum Hotel gehört, hinaus aufs Meer, das heute, am 13., ziemlich aufgeregt schäumt, nachdem das Wetter wirklich umgeschlagen hat und meine gestrige Entscheidung als richtig entschädigt: Es stürmt und regnet.
Zu einem kleinen Spaziergang, Kauf des Spiegel und des Stern, einem frischen Orangensaft in windgeschützer und - von ein paar Engländern abgesehen - wenig besuchten Strandbar mit Lesecke hat's gereicht.
Mir bleiben nun zwei Tage, um mir darüber klar zu werden, wie es weiter geht. Sehr Attraktives sehe ich nicht, wenn ich mich nun wieder Richtung Heimat begebe. Ich müsste einen größeren Schlenker in's Innenland machen. Da bietet sich als einziger Parador der von Albacete, eine Stadt, die ich etwas kenne und die eigentlich in keiner Gegend liegt, die irgendwie attraktiv ist: Flach und leer.
Na mal sehen - die sonstigen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt das Wetter werden mich inspirieren.
Apropos inspirieren»