Heute Morgen bin ich erst gegen 11:00 Uhr aufgebrochen. Zum einen war mir klar, dass die Fahrzeit irgendwo zwischen 3 und 5 Stunden liegen werde und ich damit spätestens um 16:00 Uhr in Jarandilla eintreffen würde, also früh genug. Zum anderen war es morgens noch ziemlich kühl, wenngleich nicht regnerisch, sondern deutlich erkennbar die Chance auf Sonnenschein. Ich musste über den knapp 2000m hohen Puerto de Navacerrada. Dort dürfte es vermutlich noch eine Schippe kälter sein, als beim Start. Also zog ich mich warm an, aber keine Regenhose.

Navacerrada
Das war etwa auf Höhe 1600m - es ging noch rauf auf 1880m

Alles schien richtig bedacht, nur nicht, dass die Passhöhe in den Wolken lag, aus denen es dann ziemlich heftig schneite und die Temperatur auf 0° sank. Auf der Höhe liefen zwei Schneepflüge warm und ich musste durch die eine oder ander Andeutung einer sich bildenden Schneeverwehung meinen seeehhhhr vorsichtigen Weg bahnen. Zunächst in engen Serpentinen hoch und dann auf der anderen Seite wieder runter. Zusammengefasst: Nass, kalt, glitschig, kurvig.

Als besonders ärgerlich stellte sich heraus, dass die Regenneigung wieder deutlich zugenommen hatte. Der Schnee war in Regen über gegangen und ich hielt bei nächster Gelegenheit in einer Tankstelle an, um meine Regenhose über zu ziehen, denn nichts deutete auf durchgreifende Besserung hin. Es besserte sich auch nicht.

MadridGarmin führte mich durch endlos und wirr erscheinende Autobahnabzweigungen westlich an Madrid vorbei Richtung Badajoz. Auf der Vogelperspektive der Karte sieht das ziemlich übersichtlich aus, aber das wirkliche Leben wird als Frosch gelebt und da verstellt doch so Manches die Übersicht. Bei der Gelegenheit lohnt mal ein Blick auf die Autobahnringe und netzförmig angelegten Verbindungen in und um Madrid. Nahezu alles entstanden seit die EU die Kohle bereit gestellt hat. Kennst Du eine deutsche Stadt, die eine derartige Highway-Infrastuktur aufweist? Berlin ist kümmerlich dagegen.

unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs

unterwegsEinmal raus aus den zu Zeiten des Baubooms gewucherten Trabantenstädten von Madrid wäre es angesagt gewesen, die Autobahn zu verlassen und in gebührendem Abstand nördlich oder südlich mehr oder minder parallel nach Westen zu fahren. Ich habe es nicht getan, sondern freiwillig den schnellsten Weg genommen und der war nun mal die Autobahn.

unterwegsDer naheliegende Grund waren teils sehr heftige und in ziemlich dichter Folge auftretende, durchaus auch längere Regenschauer, was der Vorhersage entsprach, die ich morgens nochmal gegoogelt hatte: häufigere Gewitterschauer..... Die Alternative wäre gewesen auf schlechteren Straßen über Land zu tuckern. Im Regen durch spanische Dörfer, in denen sich am Sonntag kein Mensch freiwillig auf der Straße aufhielt, sondern das tat, was jeder vernünftige Mensch bei Regenwetter am Sonntag tut: Drin bleiben.

Zusammengefasst: Scheiß Wetter und nur gelegentlich blitzte mal die Sonne durch. An eine Sonnen-Szene erinnere ich mich sehr gut, weil sie hellseherisch war. Ich war von der Autobahn runter und fuhr Richtung Berge der Sierra de Gredos bereits Richtung Jarandilla. Die Sierra war schneebedeckt - das weiß ich, weil sie ein, zwei mal durch die Wolkenschleier sichtbar waren, was ich zu fotografieren versucht habe.

unterwegsPlötzlichn kam die Sonne durch und schien auf locker stehende Steineichen auf Weideland entlang der Straße. Im Hintergrund eine dunkle Wolkenwand, (in die ich letztlich übrigens hinein fuhr) und ich sagte in stillem Zwiegespräch zu mir: Jetzt noch ein weißes Pferd im Vordergrund und der Kitsch ist perfekt. Der Gedanke war gerade fertig, da war genau diese Situation, die ich nur unzulänglich einfangen konnte, weil die Tiere, die sich vom fließenden Verkehr nicht stören ließen, aufschreckten und scheuten, als ich anhielt, um zu fotografieren.

Apropos: Die wenigen Bilder entstanden, weil man alle 2000m von der Autobahn runter und gleich wieder rauf kann. Wenn sich also eine Chance ergab, etwas von der Stimmung einzufangen, die mich begleitete: Flugs runter, geknipst und weiter. Den mich über lange Strecken belästigende Regen habe ich nicht fotografiert - da saß ich starr auf meiner Maschine und fuhr gerade aus. Insofern trügt der Gesamteindruck. Die Bilder entstanden in etwa 8 bis 10 Stops in über 4 Stunden unterwegs.

Summasummarum wieder ein unbefriedigender Fahrtag auf der Autobahn bei miesem Wetter. Morgen, am erneuten Ruhetag, werde ich mal entscheiden müssen, wie's weiter geht. Hier in meiner Lieblingsregion, der Extremadura, bleibt das Wetter in den nächsten Tagen so, wie es bisher war. Andererseits ist am Mittelmeer wohl schönes Sonnenwetter. Nur halte ich mich von der Landschaft her im östlichen, tendenziell touristisierteren Teil des Landes nicht so gerne auf. Schaumermal.

Aber das Abendessen hat geschmeckt:

Vorgericht
Parilla de Verduras
(Gemüse gegrillt)
Hauotgang
Lomo de Atún con Verduras Frescas (Tunfisch-Steak auf der Parilla gegrillt mit frischen Gemüsen)
Nachspeise
Frutas del Bosce con Helado de Nata (Waldfrüchte mit Sahneeis)

 

 


 

 

 

 

Jarandilla, Montag, 30.04.2012, 10 Tag, Ruhetag

Bei der Beschreibung meines Start-Tages in Orange habe ich mich ausgiebig über die Notwendigkeit ausgelassen, dass alles seinen Platz haben muss und dass es am besten sei, den Reserveschlüssel und die Reservekreditkarten runter zu schlucken, um sie diebstahl- und verlustsicher untergebracht zu haben.

Mein Ersatzschlüssel ist weg! Sicher nicht geklaut, aber verloren, obwohl es dazu eigentlich überhaupt keine Chance gab. Gestern morgen in die "Uhrtasche" meiner Jeans gezwängt, wie immer und ganz zuverlässig. Und jetzt sind sie weg, obwohl ich die Hose gestern den ganzen Tag anbehalten (und auch nicht heruntergezogen) habe.

Ein Mysterium und ein ärgerliches zugleich. Man könnte nun argumentieren: Is nicht so schlimm, wenn Du zurück bist, bestellste halt Nachschlüssel und überhaupt waren zwei Schlüsselsätze für den Fall des Verlustes von einen ja vorgesehen - nun ist halt der Fall eingetreten, für den Du Vorsorge getroffen hast. So what? Stimmt natürlich.

Allerdings nur bedingt, weil der Ersatzschlüssel eine für mein Trike digital codierte Eigenschaft hat, die dazu dient, das Fahrzeug überhaupt wieder in Gang zu bekommen, wenn der Normalschlüssel verloren gegangen oder der Strom mal ausgefallen ist. Der codierte Reserveschlüssel ermöglicht sozusagen dem Normalschlüssel oder einem nachgemachten Duplikat überhaupt erst schliessen zu lernen. Ist sozusagen der Masterschlüssel weg, dann nützt auch kein neuer Ersatzschlüssel. Und eben der Masterschlüssel ist weg.

EIngang
Das ist der Einzige und Haupteingang in den Parador Janrandilla de la Vera.

Natürlich lässt auch das sich beheben - aber ganz sicher erst zu Hause und nicht unterwegs. Deshalb ist das so unerfreulich und deshalb überhaupt nur erwähnenswert.

Zu Angenehmerem: Ich habe entschieden und bleibe zunächst - mit einem Abkürzer - auf meiner beabsichtigten Route, obwohl das Wetter anhaltend nur bedingt "spanientauglich" ist: Ich habe im Parador Guadaloupe gebucht und zwar 3 Nächte. Das wird dann mein südlichster Punkt sein für diese Reise. Von dort geht es entgegen mener ursprünglichen Absicht Großrichtung Mittelmeer. Verzichten werde ich auf Ciudad Rodrigo, Mérida und Jaén.

Schade und ärgerlich, aber das tue ich mir nicht an. Lieber etwas mehr bummeln und Richtung "Schönwetterhoffnung" ziehen, als mich weiter bei schlechten Aussichten in der Extremadura und Andalusien zu tummeln. Der Reiz dieser Regionen wird erst mit Sonne lebendig.

So, jetzt gehe ich noch ein wenig sightseeing machen und schaun, ob ein paar Störche oder Sonstiges vor die Kamera kommen.

Storch
Storch
Storch
Baumkunst

Im FlugDas Kaff ist anhaltend jämmerlich -zumindest im alten Kern. Es bietet optisch nichts, hat keine "Aufmunterung" erfahren, seit dem ich zuletzt im Jahre 2005 hier war.

JarandillaJarandillaDer Geldsegen hat sich in der gestern hier her gefahrenen luxuriösen Straße erschöpft, hat man den Eindruck.

Ich glaube fast, es sind noch die gleichen Störche und wenn Du genau hinschaust, haben die auf der Turmspitze in ihr Nest auch Plastikfolie verbaut.
JarandillaJarandillaAuch Störche scheinen nicht mehr zu sein, was sie mal waren....
Im Ort sind viele Läden geschlossen, Häuser und Wohnungen zu verkaufen. Allerdings vermute ich, dass viele Kerndorf-Bewohner in eine der neuen Randsiedlungs-
Wohnungen gezogen sind, die
im Bauboom entstanden.

Hier und allenthalben, auch auch dem flachen Land. Kaum ein Dorf, in das ich hinein fahre, beginnt und endet nicht mit einer dieser schrecklichen, eng gepackten Reihenhaussiedlungen rechts und links der Ein- und Ausfallstraßen. Es ist einfach Baumasse, die da unbezahlt rumsteht - zum Teil erkennbar im Rohbauzustand. Jetzt machen sie den Menschen, die auf Pump gekauft, den Banken, die die Luftnummern finanziert haben dem Land und der ganzen EU zu schaffen.

Ein paar Bilder über die Außenseiten des Paradors habe ich eingebunden. hier»

Track_05
Track_tot
La Granja - Jarandilla ( 9. Tag: Sonntag, 29.04.2012 - 287km/04:44h - Etappe 05)
cuenta