Ich bin über ein so sprechendes Beispiel der Investitionen in das spanische Straßennetz gestossen, dass ich hier versuchen will zu verdeutlichen, wenn ich mich gelegentlich und immer wieder über die m.E. rausgeschmissenen Gelder aufrege, die hier auf Sicht ganz sicher in den Sand gesetzt sind. Nichts gegen eine optimale Infrastruktur, aber alles gegen die maximale, die hier aus EU-Mitteln im vergangen Jahrzehnt vorgenommen wurde. Der Unterschid: Die optimale orientiert sich an weitsichtiger Auslastung, weil dann die Erhaltung aus der Nutzung finanziertz werden kann - die maximale lässt diesen Gesichtspunkt außer Acht und orientiert sich am Geltungsbedürfnis der Politik mit der Folge, dass die Nutzung nicht gegeben ist und daher auch keine Chance, die Erhaltung aus Einnahmen aus der Nutzung zu generieren. Das ist vergleichbar mit der Gründung eines Unternehmens mit 5 Mitarbeitern - gebaut wird aber schon mal eine Halle mit allem drum und dran für 1000 Beschäftigte.

Zum Ereignis, das mich zu dieser Darstellung gebracht hat:

Mein gestriger Weg kreuzt eine Autobahn Toledo - Manzanares von einem durchaus wirtschaftlich regen Ort namens Tomelloso kommend - ein im Weinbau aktives Provinzstädtchen mit knapp unter 40.000 Einwohnern - Richtung Socuéllamos, einem Ort mit 13.000 Einwohnern. Meine Auffahrt auf die Brücke erfolgt über einen wirklich eindrucksvollen Kreisverkehr, mit 2 Ausgängen - einer über die Brücke, einer als Zufahrt zur Autobahn Richtung Manzanares und ist so angekündigt.

Ich halte auf der Brücke an - ich gefährde keinen Verkehr und kein Verkehr gefährdet mich: Zum einen ist ein breiter Seitenstreifen beidseitig sauber gekennzeichnet, zum anderen ist absolut kein Verkehr.

Ich schieße fünf alles verratende Bilder:

Bild_1
Bild_2
Bild_3
Bild_4
Bild_5
Bild_6
Bild_7
Bild_8

Bild_1 ist der Blick auf die Kreisverkehrsankündigung in meiner Fahrtrichtung
Bild_2 ist Rückblick auf die Kreisverkehrsankündigung, aus der ich komme
Bild_3 zeigt die Autobahn ohne jeden Verkehr in und aus Richtung Manzanares
Bild_4 zeigt die Autobahn ohne jeden Verkehr von und in Richtung Toledo
Bild_5 zoomt den Autobahnverlauf in Richtung Toledo und zeigt die
nächste Auf- und Ausfahrt in Sichtweite.

Nun könnte man einwenden, es sei schlechtes Wetter gewesen, obendrein Samstag, also kein Warenverkehr und somit kein repräsentative Verkehrs-Situation und überhaupt:

Wenn man schon eine Autobahn neu baut, dann doch gleich richtig und in einem Land mit so viel Platz sei es durchaus sinnvoll, Kreisverkehre anzulegen und zwar in so großzügigem Maßstab, dass auch zukünftiger Lang-Lastwagen gefahrlos kreiseln können.

Man könne all die Dinge noch umsetzen, die später - siehe Deutschland - nur unter Gezeter und langwierigen Palanungs- und Einspruchsverfahren wenn überhaupt noch realisierbar wären.

So weit bin ich bereit zu folgen, aber es kommt noch dicker.

Ausfgrund dessen, was ich - ja nicht zum ersten mal, sondern immer wieder, an allen Wochentagen und allenthalben bis hinein in die Außenbezirk-Autobahnen um Madrid herum - beobachtet habe, habe ich mir mal den Straßenverlaufsplan näher angeschaut.

Das erste Planbild zeigt die von mir fotografierte Situation. Ich stehe auf de Brücke rechts unten im Plan. Die in der Ferne fotografierte Auffahrt ist die links oben. Entfernung 2,4 km. Sie ist genau so aufwändig, wie die, auf der ich stand.

Das zweite Planbild zeigt die "Umzingelung" des Ortes Tomelloso mit Autobahnanschlüssen. Es sind, wie unschwer zu erkennen, derer 6 (in Worten: sechs!) und alle so aufwändig, wie die dokumentierte, eine sogar in Form eines Kleeblatts! Jede kleine Ortsverbindungsstraße, die die Autobahn kreuzt, hat mindestens eine doppelseitige Kreisverkehrsanbindung! Als handle es sich bei Tomelloso um den Bauchnabel der Welt.

Das dritte Planbild zeigt zur Abrundung des Eindrucks noch die Situation unten links am Ortsrand.

Und dieser Irrsinn erstreckt sich über gesamt Spanien und man kann sich gut vorstellen, dass die Aufrechterhaltung eines Straßennetzes, das fern wirtschaftlicher Nutzungsmöglichkeiten einer politischen Großmannssucht geschuldet und von der EU finanziert nicht aus eigener Kraft zu erhalten ist.

MRvC Alarcón, 6. Mai 2012