Freitag, 28.12.2012
Irgendwie scheint es einen mir innewohnenden Lebensrhythmus zu geben, der dafür sorgt, dass sich zum Jahreswechsel erste zarte Sehnsüchte entwickeln, die sich auf eine nächste Tour mit meinem Trike richten.
Ich beginne auf meiner Reise-HP zu blättern, erinnere mich an diese oder jene besondere Etappe und langsam reift der Traum von einer nächsten Reise.
Der Weg zur nächsten Tour beginnt stets mit einer Art geistiger Fingerübungen.
Meine Touren-HP ist weitgehend handwerklich hergestellt. Ich habe zwar Werkzeuge - die braucht auch der Schreiner - aber ich baue meine HP ohne eine der Schablonen zu verwenden, die im Netz oft kostenlos, dann aber mit Werbeeinblendungen, oder gegen Entgelt verfügbar sind.
Da ich während des Jahres bestenfalls mal einen Schreibfehler korrigiere, aber mich nicht mit der Programmierung meiner HP beschäftige, rostet die geistige Fingerfertigkeit ein. Da kommen Fragen auf, wie:
- Wie habe ich eigentlich die Steuerung zu den einzelnen Jahren im Kopf gemacht und wie bekomme ich auf die beengte Breite zusätzlich nun das Jahr 2013?
- Wie habe ich eigentlich das letzte Jahr sicher gestellt, dass das jeweils aktuelle Jahr und dann während der Tour selbst der aktuelle Tag auf dem Bildschirm erscheint, wenn man meine HP aufruft?
- Wie binde ich Bilder oder ein Filmchen ein?
- Wie ist eigentlich die Ordnung im unsichtbaren Hintergrund strukturiert, damit ich mich nicht in den Verknüfungen von Text, Bild, Menuaufruf usw. verheddere?
Und letztlich: Wenn ich dann unterwegs bin und die Tagesereignisse tunlichst noch abends und damit zeitnah hochladen und aktuell verfügbar machen will, dann sollten mir die Arbeitsschritte glatt und zügig von der Hand gehen. Routinierte geistige Fingerfertigkeit ist dann gefordert und die muss ich wieder aus der Versenkung holen.
Hinter dem, was Du siehst, steckt Handwerk und der Umgang mit den Werkzeugen muss geübt werden, um zu sitzen, wenn ich sie brauche.
Und so habe ich auch jetzt damit begonnen, mich wieder einzuarbeiten.
Wenn Du hier angekommen bist, sind die ersten Schritte gelungen.
Samstag, 29.12.2012
Ziel Spanien, logo!, oder....?
Was mich nach Spanien zieht, habe ich bis zur Ermüdung in den vergangenen Berichten dargelegt und die vergleichsweise weite und vor allem Reisezeit raubende Entfernung der An- und Rückfahrt mit dem Sog begründet, der von Spanienrundreisen gefühlsmäßig auf mich ausgeht.
Alle Anfahrt-Varianten - nach und von Orange mit Hänger am Auto oder Bummeln durch Frankreish - laufen immer darauf hinaus, die 5 Tage für Hin-und Rückfahrt zu verkürzen oder mit kurzweiligerem Reisegenuss zu füllen, um nicht nur Strecke zu machen.
Und alle Versuche enden mit der Erkenntnis: Spanien bleibt anhaltend gleich weit entfernt.
Also was tun? Mal ein ganz anderes Reisevorhaben unter die Räder nehmen? Europa ist schließlich allenthalben reizvoll und manches liegt näher.
Wie wär's mit Tschechien, Polen, dem Baltikum - dem Teil Europas, der näher liegt und mir so unbekannt ist? Aber ohne Sprache unnahbar bei meiner Art zu Reisen, außerhalb der touristischen Trampelpfade. Mit englisch- oder deutschsprachigem Kauderwelsch durch die Karpaten? Ich glaube nicht, dass ich dazu schon reif bin.
Wie wär's mit Frankreich, Italien oder Kroatien, wenn's mediterran sein soll?
Nicht schlecht, zumal Italien, was ich eigentlich sehr schätze. Nähe, Klima, Kultur, Temperament und Lebensart - alles vertraut, sehr angenehm, sehr verlockend zumal in Verbindung mit der Abwesenheit von disziplinierendem Staat.
Aber mein Italienisch ist nicht brauchbar. Ein paar wenige Brocken und wenn ich etwas sage, gleite ich unweigerlich und von mir nicht bemerkt ins Spanische ab. Mich klärt dann der fragende Gesichtsausdruck meines Gegenüber darüber auf, dass ich mich sprachlich verirrt habe. Auch für Italien bin ich wohl noch nicht reif.
Aber vielleicht ist die folgende Idee ganz gut:
Westlich über Saarbrücken oder Straßburg nach Frankreich, dort querbeet Großrichting Biarritz. Bei Irún über die Spanische Grenze. In Spanien dann lediglich südlich der Pyrenäen entlang Richtung Costa Brava.
Bei Perpignon wieder nach Frankreich. Bei Montpellier dann entscheiden: Nach Norden auf einem direkteren Weg nach Hause oder mit einem kleinen Schlenker nach Osten durch das Piemont via Schweiz.
Klingt prima vista verlockend. Eine Reise, die nicht von dem Gedanken getragen ist, schnell nach Spanien und dort so raumgreifend wie möglich nach Süden, sondern eine umfassende Tour duch Frankreich mit einem Abstecher nach Nordspanien, wo sich zwischen Irún und Aiguablava eine Reihe Paradores anbieten.
Noch muss ich nicht entscheiden, kann mich aber schon mal vertraut machen mit den Reizen einer solchen Reise.
Freitag, 08.02.2013
Nichts spricht dafür, mich mit meiner Reise zu beschäftigen. Noch ist Winter und außer den ersten Treibhaus-Tulpen in der Vase deutet nichts darauf hin, dass es andere Jahreszeiten gibt.
Mein Trike steht im Stall unter Strom und dient Nachbars Katzen als Lande- und Absprung-Platz trotz eines eigen zur Verhinderung gebastelten mit Hasengitterdraht bespannten Holzrahmens über der Sitzbank. Nun landen sie auf dem Helm, der zwischen Sitz und Lenkgehäuse lagert und versauen ihn erkennbar, bevor sie von da über mein Auto wandern, wo sie es sich auf der oft noch warmen Kühlerhaube gemütlich machen. Mistviehcher!
Der nachbarliche Frieden und meine Frau hindern mich, das Luftgewehr in Anschlag zu bringen.
Mein eingangs erwähntes Luxusproblem - das 4-Rad-Motorrad - hat sich vorerst dadurch gelöst, dass der Hersteller noch nicht einmal auf der IMOT, der Mototrad- und -rollermesse in München, die heute geöffnet zur Neuheitenschau einlädt, ausstellt. Das deiutet darauf hin, dass 2013 keinesfalls eine Entscheidung für mich ansteht; die Alternative ist nicht verfügbar - ein im Innersten dankend angenommener Entscheidungshelfer der Vernunft.
Mittwoch, 19.06.2013
Ich bin in Berlin, fletze in meinem überaus bequemen und obendrein stilistisch einwandfreien Beine-hoch-Sessel. Es ist 11:00 Uhr und die Hitze steigt spürbar. Schatten ist angesagt auf dem Weg hin und zurück zum Kaiser's, einkaufstütenbepackt. Gnädige Schatten des hoch gewachsenen Ahorn und der Esche zwischen unserem Fenster und dem gegenüber entstandenen Wohnblock halten unser Ein-Zimmer-Loft kühl. Noch.
Obama - Time. Der Stadtkern um das Brandenburger Tor herum ist hermetisch abgeriegelt - Anwohner sind gehalten, ihre Fenster geschlossen zu lassen. Zu sehen wird der derzeit mächstigste Mensch der Welt nur für geladene (bei Diktaturen würde man sagen: handverlesene) Gäste sein. Nicht dass ich Interesse hätte. Seine Botschaft werden mir Nachrichtendienste auf iPhone, iPad, NoteBook und Fernsehen servieren - jeweils übersetzt und verdichtet auf das, was der jeweilige Redakteur für wichtig hält. Und das muss, wie man weiß, nicht das wirklich Wichtige sein.
Mein Trike steht zu Hause im Schuppen. Das Wetter zumal im Mai, aber auch im April war nicht angetan, mich auf Tour zu locken. Irgendwie setzt erst jetzt die Menschwerdung ein; Menschwerdung im Sinne von Abschütteln des Winterschlafmodus, zu dessen Ausdehnung der alte und zur Bequemlichkeit neigende Privatier ohnehin tendiert.
Und jetzt brüllt die Hitze und rät dazu, die Füße still zu halten. Was tun? Wird noch was aus einer Tour dieses Jahr? Doch, Spanien in wirtschaftlicher Agonie würde mich sehr interessieren. Im Vergangenen Jahr habe ich ja noch kaum etwas davon wahr genommen. Was aber wohl auch daran lag, dass der Regen mir die Freude an neugierigem Umsehen genommen hatte. Ich war wohl eher bemüht, mich auf die Straßen, das Fahren im Regen und den schnellsten Weg zum trockenen Unterschlupf im nächsten Parador zu finden. Den Verlautbarungen der Medien über Leben in Spanien heute traue ich absolut nicht. Die Darstellungen sind immer politisch gefärbt und dramatisierend. Eins sind sie ganz gewiss nicht: sachlich und informativ.
Dazu eine persönliche Erfahrung: 1968 lebte ich in Bilbao, Metropole des Baskenlandes. Mir fiel damals zufällig der SPIEGEL, den ich nicht regelmäßig las, in die Hände. Er schilderte die Gefahren, denen man und damit ich, der ich da lebte und naiv einfach durch die Straßen schlenderte, hautnah, täglich und lebensbedroht durch den Terror der Eta, der Baskischen Untergrundbewegung, ausgesetzt war! Hätte ich das in Deutschland gelesen, ohne die Gegebenheiten selbst beurteilen zu können, ich wäre da nicht hin gefahren in diese Region, in der mein Leben mit gewisser Wahrscheinlichkeit gewaltsam beendet werden würde. Vor Ort habe ich ganz normal, ungefährdet und ohne Wahrnehmung irgendgearteter Bedrohung gelebt und gearbeitet. Die Eta war Thema am Rande und die wirklichen Gefährdungen gingen vom Straßenverkehr aus.
So viel meine Erfahrungen mit informativem Journalismus.
Zurück zum Trike und dem eigentlichen Zweck meiner Reise-Homepage. Ob ich im Herbst - im Sommer sicher nicht - noch einen Start versuche, kann ich noch nicht sagen. Ich weiß, ich sollte. Ein Aussetzen 2013 würde ganz sicher den Absprung 2014 erschwerden. Die Trägheit des Alters zehrt.
Ich halte Dich informiert.....