Begonnen hat alles 1959 als Kradmelder bei der Bundeswehr und ich sah damals so aus, war Gefreiter nach abgebrochener Ausbildung zum Reserveoffizier und habe stattdessen den PKW- und Motorrad-Führerschein gemacht.
Das Pflichtjahr bei der Bundeswehr endete mit dem Erwerb meines ersten Motorrades, einer NSUMax mit Trapez-Gabel, etwa 1 Jahr später gefolgt von einer 350er Horex für 170,00 DM.
Ein Sturz in einer Rechtskurve zwischen Boxberg und Angeltürn bei nächtlicher Fahrt durch ein Gewitter beendete unser beider Motorradleben; das meiner Horex endgültig, meines vorübergehend bis 1996.
Im - aus heutiger Sicht - jugendlichen Alter von 58 Jahren zitierte mich Vater Staat wegen der Anhäufung von Punkten in der Flensburger Verkehrssünderkartei,
- aufgelaufen wegen zu rasanten Fahrens - zu einem Seminar zur Justierung meines Fahrverhaltens. Wie alle anderen Teilnehmer dieser Zwangsmaßnahme bei Fahrlehrer Herrmann war auch ich überzeugt, nicht ich hätte ein gestörtes Verhältnis zum Verkehrsgeschehen, sondern sei Verfolgter der unterbeschäftigten Verkehrspolizei. Insgesamt eine illustre Runde, die sich kindlich erscheinenden 'Spielchen' ausgesetzt sah, die aber bei mir erstaunliche Langzeit-Wirkung entfalteten, wie ich heute feststellen kann: Seither mühsame 2 Punkte in 18 Jahren!
Die Veranstaltung endete unter anderem damit, dass ich ein paar Eingewöhnungsfahrstunden auf einem fahrschuleigenen Motorrad gemacht habe und die Absolution von Fahrlehrer Hermann bekam, die da lautete: So, jetzt kannste Dir ein Motorrad kaufen.
Es wurde eine klassische BMW aus einer limitierten Auflage des schwarzen Klassikers aus den 60er Jahren und in Montur sah ich damals so aus.
Rasch wurde mir klar, dass es dabei nicht würde bleiben können. Das Motorrad war ein Alt-Herren-Teil und bei allem Respekt vor der Klassik - ich wollte doch lieber Zukunft. Es folgten bis heute weitere 4 BMW und im vergangenen Jahr mit meinem Piaggio der Anfang vom Ende meiner Motorrad-Leidenschaft.
Ja, ich habe fest gestellt, dass mir nicht die Fähigkeit abhanden gekommen ist, Motorrad zu fahren, sondern die Leidenschaft, es zu tun. Die Vorstellung, wieder auf Tour zu gehen, zieht mich nicht mehr aus dem Sessel, die Vorstellung entfacht keine 'Frühlingsgefühle', keine Sehnsucht; die Ausschüttung von Adrenalin und Serotonin findet nicht mehr in ausreichendem Maße statt.
Schlichtweg: Meine Lust am Motorradfahren ist weg gebrochen, das Alter hat zugeschlagen.
Es ist wohl wirklich so: Alles hat seine Zeit oder wie mein Freund Bü zu sagen pflegt: Hat gehabt.
Ja, ich habe gehabt!
Ein schönes Motorrad-Leben und eine Reihe von Touren - meist als Lonely Rider und meist nach Spanien und es endet mit dem Jahr 2013. Endgültig!
Gut, dass ich dieses Reise-Tagebuch durch die Jahre geführt habe und ich bin sicher, beim Blättern im Rückblick werden so manches Ereignis und so manche Stimmung wieder lebendig. Für mich hat es sich gelohnt.
Leicht gealtert mit einem Lächeln und mit Zufriedenheit trotz Wehmut verabschiede ich mich von denen, die mir gefolgt sind, die mitgefahren sind als Beifahrer im Kopf, gelegnetlich mit mir getafelt, einen guten Schluck Wein getrunken und den Luxus mancher Übernachtung mit mir genossen haben - im übertragenen Sinn, bitte!
Bei Ulrike bedanke ich mich, dass sie mich immer hat fahren lassen, nie gemosert hat, obwohl es ihr nicht wohl war bei der Vorstellung, mich alleine in oft abwegigen Gegenden unterwegs zu wissen, mich den unzweifelhaft hohen Unfallrisiken ausgesetzt zu sehen, die das Motorradfahren mit sich bringt, zumal sie wusste, dass ich gerne auch mal riskantere Arabesken einlege.